Wenig Tore, aber wieder Dramatik, Feuer und Emotionen – TuS landet vierten Sieg in Folge: 23:22 über Bayer Dormagen    

Der zweite Sieg hintereinander mit nur einem Tor Vorsprung, aber auch der vierte Spielgewinn am Stück. Der TuS N-Lübbecke hat sich – durchwachsene Angriffsleistung hin oder her – mit dem 23:22 (13:13) gegen den TSV Bayer Dormagen am Freitagabend selbst eine angenehme Weihnachtsbescherung bereitet. Vor 1.494 Zuschauern war die Partie in der MERKUR Arena in jedem Fall spannend und lebte von vielen Emotionen. Nur achtmal im Verlauf der Begegnung lagen die Lübbecker in Front, und wenn, dann nur immer mit einem einzigen Treffer. So gesehen mag dieser doppelte Punktgewinn glücklich  genannt werden. Das störte aber nicht weiter, denn „die Jungs haben viel geleistet in den zurückliegenden Wochen“, stellte der Sportliche Leiter nach Schlusspfiff fest. Dass das heute kein Sieg mit Hurra werde, sei nicht anders zu erwarten gewesen, so Rolf Hermann dem Sinne nach und wörtlich: „Ausfälle, angeschlagene Spieler hatten wir zu beklagen. Das soll keine Entschuldigung sein, aber eine Erklärung.“ Das „im modernen Handball seltene, weil torarme Ergebnis“ sei ein Indiz „für zwei sehr starke Abwehrreihen“ gewesen, hatte zuvor schon Dormagens Trainer Matthais Flohr festgehalten. Bezeichnend auch, dass Jó Gerrits Genz‘ Siegtreffer zum 23:22 bereits in der 55. Minute gefallen war – und danach nirgendwo mehr Torjubel kommen sollte.    

Durch dieses neuerliche Lübbecker Erfolgserlebnis festigt der TuS N-Lübbecke bei jetzt 23:13 Punkten seinen 5. Tabellenplatz. Höher im Klassement ging’s nicht, da am Freitagabend auch der HSC 2000 Coburg einen Heimsieg verbuchte. Die vier noch am Samstag auszutragenden Partien werden keinen Einfluss mehr auf den Tabellenstand der Haaß-Schützlinge haben. Nordhorn hat sein Spiel am Freitagabend in Aue mit 31:34 verloren. Bei 20:16 Zählern stehen die Grafschafter drei Punkte schlechter als die Jungs vom Wiehengebirge. Die HSG Nordhorn sei an dieser Stelle besonders erwähnt, denn dort hat der TuS N-Lübbecke am 2. Weihnachtstag, Dienstag, 26. Dezember, 19.30 Uhr, noch anzutreten. So wird das Kalenderjahr dann abgeschlossen, worauf die EM-Pause folgt. Der TuS nun wieder im (kleinen) Flow, die HSG noch negativ berührt von der Niederlage in Aue? Man darf gespannt auf die Performance des TuS N-L am „Boxing Day“ sein, wie in England der traditionelle Sportwettkampf-Tag am 2. Feiertag genannt wird. Viel gehe in jener Partie darum, „wie man im Kopf schaltet“, weniger spiele jetzt noch die Physis eine Rolle, sagte Rolf Hermann noch mit Blick auf den kommenden Dienstagabend. 

Zum Spiel am Freitag noch ein paar konkrete Eindrücke. Lübbecke, dass ohne Marek Nissen, Luka Mrakovcic und Lukas Süsser auskommen musste und auch angeschlagene Handball-Asse in den Kampf „werfen“ musste, spielte keineswegs besser als der Gegner, was der Tabellenstand hätte erwarten lassen. Dormagen war flott auf den Beinen und hatte in Christian Ole Simonsen zudem einen Keeper, der mit 13 Paraden einen sehr guten Tag erwischt hatte. Mehrfach in den ersten 30 Minuten lagen die Gäste sogar mit 2 Treffern in Front. Es spricht für Können und Moral, dass die Jungs vom Wiehen einen höheren Abstand aber auch nicht zuließen, einige Nadelstiche gelangen. Mit 7 Paraden verlor Leon Grabenstein das Torwart-Duell zwar knapp, doch gerade in ganz wichtigen Spielsituationen war die Lübbecker Nr. 35 exzellent zur Stelle.

In den zweiten 30 Minuten blieb es ein Spiel auf Augenhöhe, das hin und her wogte. Die Rote Karte gegen Lübbeckes Dominik Ebner schwächte das ohnehin dezimierte TuS-Team zusätzlich. War diese  Disqualifikation aber überhaupt berechtigt? Jedenfalls waren die Lübbecker Zuschauer nicht einverstanden mit dieser Art der Bestrafung. Doch brachte auch diese Hinausstellung keinen Bruch im TuS-Spiel. Beim 21:20 (52. Minute, Benas Petreikis) war erstmals seit dem 14:13 (32., Yannick Dräger) wieder eine Lübbecker Führung erreicht. Tim Roman Wieling, der Rechtsaußen mit 6 „Buden“ diesmal bester TuS-Werfer, traf zum 22:21 (auch 52.). Und nach dem 23:22 durch Jó Gerrit Genz (55.), fiel – wie erwähnt – kein einziger Treffer mehr. Danach: Fehlpass Dormagen, Stürmerfoul TuS, TuS-Parade Grabenstein, erneut Stürmerfoul TuS, Ballverlust Dormagen, Auszeit TuS, Fehlwurf TuS, Auszeit Dormagen. Noch 30 Sekunden. Die Gäste werden noch zweimal vom TuS „festgemacht“, ehe sie in den letzten 9 Sekunden noch 3 Mal (!) am TuS-Abwehrblock scheitern.

Tim Roman Wieling, der starke TuS-Rechtsaußen, meinte zu seiner sehr guten Leistung an diesem Abend, es habe geholfen, „dass ich mit zwei Tempogegenstoßtoren gut in die Partie hineinkomme“. Überhaupt hätten ihn die Kameraden „so wunderbar freigespielt“, lächelte die Nr. 96. „Hauptsache gewonnen“ sagte er zum knappen Spielergebnis. Die jüngsten 4 Siege „geben uns Sicherheit und Selbstvertrauen!“   

Stimmen zum Spiel

Michael Haaß (TuS N-Lübbecke): „Das Spiel verlief emotional. Da war Dramatik und Feuer drin. Der doppelte Punktgewinn tut uns riesig gut. Zumal wir ja nicht in Bestbesetzung auflaufen konnten. Vorne fehlte uns sehr oft die Leichtigkeit. Aber Dormagen verteidigte auch stark. Jedoch haben meine Jungs geackert und es hat Spaß gemacht heute Abend.“   

Matthias Flohr (TSV Bayer Dormagen): „Eine Analyse ist schwierig so kurz nach der Partie. Das könnte dann zu emotional geprägt sein. Jedenfalls habe ich meiner Mannschaft nichts vorzuwerfen. Besonders in der Abwehr waren wir stark. Im zweiten Durchgang können wir uns vorn nicht mehr ganz so oft durchsetzen. Der TuS stand recht kompakt.“ 

Statistik

TuS N-Lübbecke: Katsigiannis, Grabenstein (7 P.); Genz (4), ten Velde (2), Ebner (2), Hangstein (4/1), Petreikis (2), Dräger (1), Kontrec, Weßeling, Skroblien (2), Kloor, Wieling (6).

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (13 P.); Szabo, Senden (4), Boehnert, Kremp (), I. Hüter (), Reimerr (), Boeckenholt (), Schroven (), Strosack (), P. Hüter (), Träger (), Schmidt (), Steinhaus (), Sondermann ().

Siebenmeter: 1/1 – 3/3

Zweiminuten: Skroblien (32.), Petreikis (42.) – I. Hüter (24.), Strosack (34.), P. Hüter (43. + 55.)

Disqualifikation: Ebner (35.)

Schiedsrichter: Alexander Kittel und Lars Scharfe

Zuschauer: 1.494 in der MERKUR Arena

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