Ein Leistungsunterschied zwischen dem Tabellensechsten und dem Zweitletzten des Klassements war zu keinem Zeitpunkt auszumachen. Die Gäste aus Dessau gingen hohes Tempo und fuhren mit einem Achtungserfolg aus Ostwestfalen wieder in ihre Heimat zurück. Da der DHV über einige Strecken der Partie auch in Front lag, wäre sogar noch mehr für ihn drin gewesen. „Schade, dass es nicht zwei Punkte geworden sind“, fasste Gäste-Coach Uwe Jungandreas anschließend zusammen, und da widersprach zurecht niemand. Allerdings zeigte auch der TuS N-Lübbecke vor 1.423 Zuschauern in der Merkur-Arena am Sonntagnachmittag kämpferisch viel und kam zu einer Reihe gekonnter Spielzüge und schöner Treffer. „Meine Jungs wollten zwar, ich bin aber doch enttäuscht über unseren Auftritt heute Nachmittag. Wir hatten uns das alles ganz anders vorgestellt“, wollte TuS-Trainer Heidmar Felixson nach dem 26:26 (11:13) gegen den Dessau-Roßlauer HV aber auch nichts schönreden.
Zum Spielverlauf: Den 0:2-Rückstand (3. Minute) holte Nettelstedt rasch auf und kam dann gar zur 3:2-Führung (6.). Jó Gerrit Genz ins lange Eck, Peter Strosack (per 2. Welle) und Jens Bechtloff, der seinen verworfenen Siebenmeter dank erfolgreichen Nachwurfs im Nu vergessen machte, sorgten dafür. In der Folgezeit konnte sich kein Team zunächst absetzen. Das 4:3 markierte Marian Orlowski (7.), als er einfach mal draufhielt, nach Ballverlust-Dessau traf Peter Strosack im Tempogegenstoß, das war das 5:5 (11.). Mit einem bühnenreifen Dreher „schraubte“ Jó Gerrit Genz das kleine Leder nach 16 Minuten zum 7:7 (16.) über die Dessauer Torlinie.
Doch für rund 8 Minuten verabschiedeten sich die Gastgeber dann erst einmal aus der Torstatistik. Fünf Fehlwürfe bei Lübbecke – und die Dessauer nahmen diese Angebote gerne an. In dieser Phase zwischen der 16. und 24. Minute verhinderten zwei Joel-Birlehm-Paraden, der in der 18. Minute für Peter Tatai gekommen war, sogar noch Schlimmeres. Klar in Führung lagen die Jungandreas-Schützlinge dennoch, 7:12 (!) stand es. Der 8:12-Anschluss von Valentin Spohn war in der 24. Minute der erste TuS-Treffer nach der Durststrecke. Mit einem 4:1-Lauf blieben die „Rot-Schwarzen“ jedoch noch einigermaßen im Rennen, so stand es zur Halbzeitpause 11:13. In einer Partie, in der sich beide Teams für recht offensiv interpretierte 6:0-Deckungen entschieden hatten.
In der zweiten Halbzeit gab es zunächst weiterhin leider nicht nur Gutes aus TuS-Sicht zu vermelden. 13:18 lag Lübbecke dann bereits nach 36 Spielminuten im Hintertreffen. Doch kämpferisch stark und mit einer Reihe dann wieder gelungener Spielzüge und sehenswerter Tore meldeten sich die Felixson-Schützlinge erneut beeindruckend zurück. Beim 21:21 (47.) hatten die Hausherren erstmals seit dem 7:7 in der 16. Minute erneut den Ausgleich geschafft. Marian Orlowski traf per 2. Welle. Patryk Walczak war es vorbehalten, beim 22:22 (vom Kreis, 48.) und mit dem 23:23 (im Nachwurf, 51.) zweimal hintereinander zu treffen.
Zwei Paraden von Joel Birlehm begünstigten die 24:23-Führung des TuS (55.), als Dener Jaanimaa sich in einer 1-gegen-1-Situation durchsetzte. Kurz danach musste Valentin Spohn nach einer Abwehraktion – mit einer Platzwunde auf der Stirn – verletzt ausgewechselt werden. Ein Fehlpass des ansonsten starken Dessauers Daniel Zele stand am Beginn eines schulmäßigen Tempogegenstoßes der Nettelstedter mit dem 25:24 (57.) durch Mannschaftskapitän Jens Bechtloff. Auf die 26:25-Führung von Patryk Walczak (58.) folgte der 26:26-Ausgleich, den Vanco für die Gäste besorgte. Der nächste Lübbecker Angriff war ebenso wenig von Erfolg gekrönt wie der folgende Dessau-Spielzug. Der letzte TuS-Ballbesitz brachte schließlich nur noch den finalen Freiwurf bei „60:00“ auf der Uhr. Aus ungünstigem Winkel konnte Nettelstedt (Marko Bagaric hatte diese Aufgabe übernommen) den Ball jedoch nur noch in die gegnerische Abwehrmauer werfen.
Stimmen zum Spiel:
Heidmar Felixson (TuS N-Lübbecke): „Meine Jungs wollten zwar, ich bin aber doch enttäuscht über unseren Auftritt heute Nachmittag. Wir hatten uns das alles ganz anders vorgestellt. Mit diesem einen Punkt müssen wir nun leben, wir haben einfach zu wenig Leidenschaft gezeigt. Es hat der letzte Wille gefehlt. Man hat nicht gemerkt, dass wir beide Zähler unbedingt einfahren wollten. Zudem waren einige Würfe von uns zu unplatziert. Wir wollten von der Spielfläche aus viel mehr Begeisterung zeigen, gerade in eigener Halle. Unser Publikum dagegen war absolut klasse, vielen Dank dafür!“
Uwe Jungandreas (Dessau-Roßlauer HV): „Ich habe eine glasklare Meinung: Dieser Punktgewinn ist hoch, hoch verdient für uns. Meine Mannschaft hat eine starke Defensive gezeigt und auch im Angriff immer klaren Kopf bewahrt. Ich zolle den Jungs ein dickes Kompliment, zumal nach der hohen Niederlage zwei Tage zuvor. Man kann sogar sagen: Schade, dass es am Ende nicht sogar zwei Punkte geworden sind. Das wäre durchaus möglich gewesen, schließlich haben wir Vorsprünge gehabt. Solche Führungen über 60 Minuten zu halten, ist aber immer schwer.“
Statistik:
TuS N-Lübbecke: Tatai (3 Paraden), Birlehm (9 Paraden); Genz (2), Walczak (4), Bechtloff (4), Gierak, Bagaric, Strosack (5/1), Rakovic (n.e.), Spohn (3), Jaanimaa (2), Schade, Orlowski (4), Speckmann (n.e.), Hövels (2).
Dessau-Roßlauer HV: Plaue (2 Paraden), Martinovic (9/1 Paraden) Motlik (n.e.); Pavlicek (6/1), Hanisch, Vanco (4), Pfeiffer, Wasielewski (4), Schmidt (n.e.), Hönicke (2), Jungemann (1), Zimmermann (3), Hanner (1), Zele (5), Zahradnicek.
Siebenmeter: 2/1 : 1/1 (Bechtloff scheitert an Martinovic, trifft aber im Nachwurf)
Zeitstrafen: 4:0 (min.) = (Walczak (5.), Spohn (38.))
Spielfilm: 0:2 (3.), 3:2 (6.), 4:5 (9.), 6:5 (12.), 7:7 (16.), 7:12 (23.), 10:12 (27.), 11:13 (30.) – 13:14 (33.), 13:18 (36.), 16:18 (39.), 18:19 (42.), 19:21 (45.), 21:21 (47.), 23:23 (51.), 24:23 (55.), 25:25 (57.), 26:25 (58.), 26:26 (59.).
Schiedsrichter: Jan Krüger / Björn Schmidt
Zuschauer: 1.423 in der Merkur Arena Lübbecke
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