Bezogen auf die ansonsten üblichen Abend-Anwurfzeiten im Handball war diese Partie zwischen Lübbecke und Flensburg auch als eine Late Night Show deklariert. Als Show erlebten jedoch dann nur die SG-Anhänger das Ganze, die sich an der Dominanz ihrer Lieben erfreuten. Aus Sicht von Aufsteiger TuS N-Lübbecke wurde das Event dagegen von Mitte der 1. Halbzeit an eher zur Late Night Lehrstunde. Mit einem 34:17 (15:7) zeigte die SG Flensburg-Handewitt eine Handball-Demonstration. Oder wie es TuS-Geschäftsführer Torsten Appel anerkennend in Richtung Flensburg formulierte: „Dieser Gegner spielte zwei, nein drei Klassen besser.“ In der bis Sonntagnachmittag gültigen Tabelle hat der TuS N-Lübbecke allerdings bei jetzt 2:8 Zählern lediglich einen Rang verloren und nun Platz 15 inne. Die nächste Chance zur Wiedergutmachung bietet das Derby bei GWD Minden am kommenden Samstagabend, 9. Oktober.
Immerhin gleich zweimal lag das Lübbecker Team zu Beginn in Front. Das 1:0 resultierte aus einem Siebenmeter, den Tom Skroblien sicher verwandelte (2. Minute). Über das 2:1 durfte sich Benas Petreikis freuen, es war die 4. Spielminute. Flensburgs erste Führung (das 2:3, Wanne, 7.) wurde schließlich bis Spielende auch nie mehr abgegeben. Beim 4:8 (17.) war erstmalig ein Vier-Tore-Rückstand für den TuS zu notieren. Beim 7:10, das Benas Petreikis toll im 1 gegen 1 erzielte (22.), lag noch eine ansehnliche Schlagdistanz vor. Aus diesem Resultat wurde bis zum Pausenpfiff jedoch das 7:15. Drei Fehlwürfe, ein Fehlpass, ein Stürmerfoul und ein technischer Fehler waren in dieser Phase bei Nettelstedt zu beklagen.
Die Geschichte der 2. Halbzeit ist rasch erzählt, weil die Flensburger das Geschehen immer mehr dominierten und bis zum Schlusspfiff auch keinen einzigen Gang zurückschalteten. 12 Buric-Paraden bei der SG trugen auch zum Gesamtbild bei. Ein paar feine Szenen und Treffer hatten auch die Kurtagic-Schützlinge durchaus noch zu bieten. So führte sich Jan-Eric Speckmann nach dem Wechsel mir drei schönen Treffern ein. Seinem 10:20 (37.) war eine schöne Kombination des TuS-Angriffs vorausgegangen. Wenig später scheiterte ein Kempa (39.). Doch alles dies reichte an diesem Abend nicht – leider.
Nettelstedts Linksaußen Jan-Eric Speckmann befand hernach kopfschüttelnd: „So hoch darfst Du einfach nicht verlieren. Dabei kommen wir einigermaßen gut in die Partie, verlieren aber bald die Linie. 17 Tore vorn sind viel zu wenig, 34 Treffer kassiert – das ist viel zu viel. Nun müssen wir in der kommenden Woche hart arbeiten und uns gewissenhaft vorbereiten. Denn beim Derby nächsten Samstag müssen wir ein ganz anderes Gesicht zeigen. Das sind wir unseren Fans schuldig!“
Lübbeckes Geschäftsführer Torsten Appel lobte die TuS-Anhänger ausdrücklich. „Sie haben die ganze Partie lang unsere Jungs ganz super unterstützt! Danke dafür! Schade, dass wir Euch heute sportlich leider nicht mehr bieten konnten. Die Resonanz mit 1.465 Zuschauern stimmt mich natürlich froh!“ Der sportliche Leiter des TuS resümierte, dass sich mit Flensburg ein Super-Team hier am Wiehen vorgestellt habe. Rolf Hermann: „Das war einfach beeindruckend. Wir dagegen können unseren Matchplan leider nicht durchhalten. Zunächst gelingt es uns noch, geduldig unsere Angriffe zu spielen. Bald verteidigen wir aber nicht mehr aggressiv genug und dann wird es auch für unsere Torhüter schwieriger. Wichtig ist, dass wir aus der Partie heute Abend was lernen. Das gehört
als Aufsteiger wohl auch dazu.“
Stimmen zum Spiel:
Emir Kurtagic (TuS N-Lübbecke): „Da gibt’s nicht viel zu sagen. Wir sind ganz einfach überrannt worden. Dabei kommen wir noch recht ordentlich hinein in die Partie. Doch nach dem 6:9 in der 20. Minute gibt es einen 6:1-Lauf Flensburgs bis zur Pause. Da sind viele Dinge passiert, die wir unbedingt vermeiden wollten. Wir machen zu viele Fehler, schenken Bälle leichtfertig her. In der 2. Halbzeit war es eine Demonstration der Gäste. Dann gelingt dem Gegner sehr viel, auch Abpraller landen dann bei ihm. Das ist alles sehr bitter und enttäuschend, uns wurden heute Grenzen aufgezeigt. Nun heißt es, uns zu sammeln und das zu verarbeiten. Dann neue Kraft schöpfen und uns auf die nächste Partie gut vorbereiten.“
Maik Machulla (SG Flensburg-Handewitt): „Es ist oft schwierig, auswärts bei einem Aufsteiger antreten zu müssen. Zudem hat Nettelstedt bereits gezeigt, dass es zurecht in der 1. Liga mitspielt. Daher habe ich meine Jungs ausdrücklich gewarnt. Uns war klar, dass wir heute Abend 100 Prozent geben müssen, 80 Prozent nicht ausreichen würden. Wir haben dann in der Abwehr kompakt gestanden und Leidenschaft gezeigt. Nettelstedt bekam oft nur solche Wurf-Positionen, die wir so auch haben wollten. Dann kamen wir in einen Flow, das Selbstvertrauen war gestärkt. Und schließlich ging beim TuS auch die Moral verloren. Wir haben nicht mit einem Sieg in dieser Höhe gerechnet.“
Statistik
TuS N-Lübbecke: Asheim (7 P.), Rezar (2 P.); Heiny (1), Baumgärtner (1), Ebner (1), Petreikis (4), Strosack (2), Mundus (1), Dräger, Kontrec, Mrakovcic (1), Spohn, Nissen, Speckmann (4/1), Petrovsky, Skroblien (2/1).
SG Flensburg-Handewitt: Buric (12 P.), Backhaus (2 P.); Golla (2), Hald Jensen, Svan (4), von Oettingen (1), Wanne (13/9), Steinhauser (1), Mensah Larsen (1), Gottfiredsson (4), Jakobsen (2), Semper (1), Mensing (4), Lindskog (1).
Siebenmeter: 2/2 – 9/9
Zeitstrafen: Baumgärtner (9.), Ebner (26. + 32. + 44.), Petrovsky (49.), Mundus (51.)
Disqualifikation: Ebner (44.)
Schiedsrichter: Frederic Linker und Sascha Schmidt
Zuschauer: 1.465 in der MERKUR Arena
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