Kein Karnevalsscherz: Der Tabellenletzte aus Aue führt Lübbecke vor und gewinnt völlig verdient mit 31:27   

Es hätte so ein schöner Text-Vorspann werden können: „Der 11. Spieltag am 11ten im 11ten – und das brachte Glück für den TuS N-Lübbecke…“ Doch halt – der Vorspann passt doch, nur dass die Glücklichen aus dem Team des TuS-Gegners kommen. Ganz passt auch das wieder nicht: Denn es war Können statt Glück, dass Aufsteiger EHV Aue beim 31:27-Sieg am Wiehengebirge seinen ersten Auswärtserfolg der Saison einheimste. Und das alles ist kein Karnevalsscherz! Schon zur Halbzeitpause mit 16:13 verdient in Front lagen die Sachsen und fuhren ebenso zum Ende einen ungefährdeten doppelten Punktgewinn ein, der im TuS-Lager erst einmal ziemliche Sprachlosigkeit ausgelöst hat.

Auf die fünf niederlagenlosen Partien en bloc nach Ende September haben die Haaß-Schützlinge nun in der Liga gleich zweimal hintereinander verloren, liegen wieder 5 Zähler hinter Rang 1 zurück. Nur der Spielplan – am Samstag gab es lediglich eine weitere Partie – ermöglicht Lübbecke erst einmal für eine Nacht das Verweilen auf dem 5. Platz. Die nächste Aufgabe steht kommenden Samstag, 18. November, 19.30 Uhr, in Dessau an. Der Dessau-Roßlauer HV 06 ist im Moment Drittletzter.  

Vier Fehlwürfe und ein Stürmerfoul auf Lübbecker Seite begünstigen dem Team aus Aue seine 6:4-Führung nach 11 Spielminuten. Dann begann die einzige gute Phase der Jungs vom Wiehen. Vom 4:6 zum 9:6. „Na, also – es läuft ja doch. Alles wie erwartet.“ So mutmaßten viele… Jó Gerrit Genz, Rutger ten Velde im Tempogegenstoß, Tom Skroblien vom Siebenmeterpunkt, Rutger ten Velde von seiner Linksaußenposition sowie erneut der Niederländer im Tempospiel – nach Ballgewinn von Jó Gerrit Genz – hatten die vermeintlich sichere Führung ermöglicht. Mit Auszeit-Aue begann die Wende… Zwei Fehlwürfe und ein Fehlpass säumten bei Lübbecke den Weg bis zum 9:10 (21.). Die Fehlerkette der Rothemden riss aber nicht ab, was den 13:16-Pausenstand erklärt.

Die Geschichte der 2. Halbzeit ist schnell erzählt. Der 14:22-Zwischenstand (43.) schien ein regelrechtes Debakel für den TuS einzuläuten. Ganz so schlimm kam es nicht. Es wurde nunmehr bei genauerem Hinsehen sogar noch eine ausgeglichene Partie. Aber Aue agierte weiterhin gefährlich und zerrte von dem zwischenzeitlich besonders hohen Vorsprung. 24:27 war ein Anschluss, der in der 54. Minute noch einen Hauch von Hoffnung für den TuS brachte, jedoch legten die Gäste zum 24:29 (57.) nach.

Der TuS-Rückraum-Rechte Dominik Ebner – mit 8 Treffern im 2. Durchgang der einzige Lichtblick bei den Rothemden – ließ kein Lob für sich zu. Er wiegelte ab: „Das war doch nur noch etwas Ergebniskosmetik“. Darüber hinaus könne man einfach „keine Worte finden“, über das, was da heute Abend aus TuS-Sicht passiert sei. Das sei in allen Bereichen viel zu wenig gewesen. „Einmal in der 2. Halbzeit liegen wir sogar mit minus 8 hinten. Uns sind das ganze Spiel lang viel zu viele Fehler passiert!“    

TuS N-Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann war nach dem Schlusspfiff maßlos enttäuscht und sehr traurig. „Wir schaffen es nicht, aus Fehlern zu lernen. Unerklärlich, wie nach 5:0-Lauf und damit 9:6-Führung das ganze Elend – erst einmal bis zum 9:10 – gleich wieder losgeht… Jeder einzelne Spieler für sich muss sich hinterfragen. Das ist man dem Umfeld schuldig. Erst ab der 45. Minute leisten wir wenigstens ein bisschen so was wie Deckungsarbeit. Aue hat gezeigt, wie man diszipliniert seine Arbeit erledigt. Wir lassen einfach zu viele Punkte liegen…!“

Stimmen zum Spiel:

Michael Haaß (TuS N-Lübbecke): „Aue landet einen völlig verdienten Auswärtssieg. Bei allem Respekt vorm Gegner: Wir alle hier haben heute Abend einen Heimsieg erwartet. Wir haben Aue nicht unterschätzt, aber sind von Anfang an überhaupt nicht drin in der Partie. Im Angriff nehmen  wir es zu locker. Vom 3:6 zum 9:6 – und dann werden wir wieder überheblich… Mit dieser fehlenden Einstellung und schlechter Mentalität kannst Du natürlich nicht gewinnen! Das alles heute Abend ist schockierend für uns!“

Philipp Braun (EHV Aue): „Nach turbulenter Woche hatten wir uns hier viel vorgenommen. Mitte der 1. Halbzeit passiert uns ein 0:5-Lauf, doch unsere Mannschaft kommt da raus und wir führen mit plus 3 zur Pause. Auch in den ersten zehn Minuten der 2. Halbzeit agieren wir gut. Wir haben dann vorübergehend Probleme im Positionsangriff. Aber vor allem unser guter Torwart und der gute Rückzug lässt uns mit plus 4 aus dem Match gehen. Wir sind stolz auf die Mannschaft!“

Statistik

TuS N-Lübbecke: Katsigiannis (8 P.), Grabenstein (2 P.); Genz (2), ten Velde (5), Ebner (8) Hangstein (1), Petreikis (1), Dräger (2), Kontrec, Mrakovcic (1), Weßeling (1), Nissen, Skroblien (5/3), Kloor (1), Süsser, Wieling.

EHV Aue: Bochmann, Petrusson (13 P.), Sova, Leun, Peter (4/2), Pereira (1), Sajenev (5), Mubenzem (6), Jerebie (1), Levak, Parashiv (4), Lange, Löpp, Gansau (6), Schwock (4), Vignjevic.

Siebenmeter: 3/3 – 2/2

Zeitstrafen: Weßeling (16.), Nissen (20.), Ebner (48.) – Jerebie (10. + 42.), Gansau (14. + 27.), Schwock (36.), Vignjevic (52.)

Schiedsrichter: Lars Scharfe und Alexander Kittel

Zuschauer: 1.148 in der MERKUR Arena

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