Der TuS N-Lübbecke hat das von Trainer Aaron Ziercke als „Halbfinale“ betitelte Bundesligaspiel am Donnerstagabend beim VfL Gummersbach mit 22:21 (10:11) für sich entscheiden können. Damit verlässt der TuS die Abstiegsränge und rückt auf Platz 15 vor – auch weil zeitgleich Ludwigshafen und Hüttenberg verloren. Ein unglaublich treffsicherer Dener Jaanimaa mit 10 Toren und ein sehr gut aufgelegter Peter Tatai im TuS-Kasten stachen aus der auch sonst kämpferisch guten Nettelstedter Mannschaft hervor. Für beide Teams ging es um unglaublich viel und das bekamen die Zuschauer in der Schwalbe-Arena gleich von Beginn an zu spüren. Kampf pur auf beiden Seiten – Lukasz Gierak erhielt bereits in der 20. Minute nach einem Foul an Florian Baumgärtner die Rote Karte und musste zuschauen. Zwar lag der TuS in der ersten Halbzeit noch allermeist zurück, aber die Schützlinge von Aaron Ziercke kamen besser aus der Kabine, provozierten in der Abwehr Ballverluste beim Gegner und vor allem dank Dener Jaanimaa, der im Angriff von seinen Nebenleuten gut in Position gebracht wurde, ebnete der TuS den Weg zum 22:21-Auswärtssieg.
Dass die TuS-Mannschaft am Donnerstagabend ein anderes Gesicht zeigte als noch im jüngsten Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig wurde gleich in der Anfangsphase deutlich. Nach Anwurf Gummersbach erzielte der TuS durch Dener Jaanimaa das 1:0. Gummersbach probierte es mit einer schnellen Mitte, die Lukasz Gierak jedoch zu stoppen wusste. Leider brachte Jens Bechtloff den anschließenden Tempogegenstoß nicht im Kasten von Carsten Lichtlein unter, und auch Marko Bagaric scheiterte im Nachwurf. Erst nach einer guten Einzelleistung von Stanislav Zhukov glich Gummersbach zum 1:1 (5. Minute) aus. Jeweils noch ein Jaanimaa- und ein Zhukov-Tor gab‘s, bevor der VfL durch Moritz Preuss vom Kreis beim 3:2 (7.) erstmals in Führung ging. Anschließend bekam Nils Torbrügge einen Schlag auf die Hand – für den TuS-Kapitän ging es aber nach kurzer Behandlungspause weiter.
Gummersbach erhöhte derweil mit einem Tempogegenstoß von Marvin Sommer auf 4:2 (8.). Beim 5:4 (10.) hatte Marko Bagaric den Anschluss für die Nettelstedter hergestellt. Der Kroate war es auch, der weiter zum 6:5 traf. Zwei VfL-Tore in Folge – Luka Rakovic scheiterte mit einem Heber aus sehr spitzem Winkel – brachten dem VfL zunächst einen 8:5-Vorsprung (15.). Der TuS spielte nun in Unterzahl, da Nils Torbrügge eine Zweiminutenstrafe kassiert hatte. Dann wurde es hektisch: Je eine Parade von Carsten Lichtlein und Joel Birlehm, ein vergebener Tempogegenstoß von Marko Bagaric, und dann noch die rote Karte gegen Lukasz Gierak, der Florian Baumgärtner unsanft gestoppt hatte. Ab der 20. Minute durfte der Pole nun auf der Tribüne Platz nehmen. Aaron Ziercke nahm die erste Auszeit, brachte Ante Kaleb und Moritz Schade für Lukasz Gierak und Nils Torbrügge. Die TuS-Deckung war nun offensiver ausgerichtet, was dem VfL zunächst überhaupt nicht gefiel. Wieder Dener Jaanimaa traf zum 7:9 (22.) und beim 9:10 (28.) des Esten war der TuS wieder dran. Leider vergab der TuS den 10:10-Ausgelich, sodass Florian von Gruchalla für den VfL nochmal auf 11:9 erhöhte. Für den 11:10-Halbzeitstand sorgte Marko Bagaric.
Richtig gut kam der TuS aus der Kabine, Ante Kaleb traf zum 11:11-Ausgleich und Marko Bagaric zur 12:11-Führung (33.). Baumgärtner glich für den VfL zunächst wieder aus, doch Luka Rakovic verwandelte sicher einen Siebenmeter zum erneuten Vorsprung: 13:12. Ein weiterer Ballgewinn in der TuS-Abwehr fand leider nur den Weg an den Pfosten anstatt ins leere VfL-Tor und einen weiteren Ballgewinn parierte Carsten Lichtlein im VfL-Gehäuse. Zwei Zhukov-Tore brachten den Oberbergischen die 14:13-Führung (37.), die Ante Kalb aber sogleich zum 14:14 egalisierte. Peter Tatai im TuS-Tor hielt nun, was zu halten war. Große Klasse, Peter! Aber auch sein Gegenüber unterstützte seine Abwehr mit Paraden. Dann gab es das 15:14 von Schröter (aus Rechtsaußen-Position) für den VfL und Dener Jaanimaa traf für den TuS zum 15:15. Aaron Ziercke brachte Kenji Hövels auf Linksaußen und agierte wieder mit einer offensiveren Abwehr, in der Jens Bechtloff prima früh den Angriff stoppte. Wieder war es Jaanimaa zur erneuten TuS-Führung (16:15), anschließend traf Moritz Preuss vom Kreis und raten Sie, wer den TuS wieder in Führung brachte und diese auch noch zum 18:16 (47.) ausbaute… Richtig, Dener Jaanimaa! Marko Bagaric vergab dann – im Gegensatz zu Tobias Schröter, auf 17:18 war Gummersbach wieder herangekommen (47.). In der 49. Minute nahm Aaron Ziercke die zweite Auszeit, leider traf Stanislav Zhukov zum 18:18-Ausgleich (49.). Und prompt legte auch VfL-Coach Denis Bahtijarevic die Grüne Karte (51.).
Eine weitere Tatai-Parade und Dener Jaanimaa schaffte das 19:18 (53.), was Tobias Schröter von Rechtsaußen im direkten Gegenzug wieder ausglich – 19:19. Das waren die nächsten Ereignisse. Erneut Schröter und dann ein Ball, der von Peter Tatais Arm unglücklich ins Tor sprang, brachten den TuS mit 19:21 (56.) ins Hintertreffen. Was nun folgte – war die Straße ins Glück. 3:0 gingen die letzten dreieinhalb Minuten für den TuS aus!
Luka Rakovic behielt die Nerven und netzte den Siebenmeter im Tor von Matthias Puhle ein: das war der 20:21-Anschluss (56.). Und nach einer erneuten Tatai-Parade: Ausgleich für den TuS durch Dener Jaanimaa (58.)! 21:21! Wieder gab es den Ballbesitz für Gummersbach, aber die TuS-Abwehr ackerte und Nils Torbrügge lief einen Tempogegenstoß nach einem Ballgewinn und kam so zur 22:21-Führung (58:40 min.). Noch einmal eine Auszeit der Gummersbacher folgte. Bei einer Abwehraktion verletzte sich Nils Torbrügge nun derbe und verließ mit blutendem Gesicht das Feld. Moritz Schade kam zurück in den Innenblock, aber es war Jó Gerrit Genz, der beherzt zupackte und so den Gummersbacher Treffer verhinderte. Ballbesitz TuS! Extrem clever, super cool spielten die Mannen in Rot die letzten Sekunden herunter und freuten sich am Ende riesig über den unglaublich wichtigen 22:21-Auswärtssieg!
Stimme zum Spiel:
Aaron Ziercke (TuS N-Lübbecke): „Bis zum 6:10 haben wir das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht ganz umgesetzt. Ein, zwei leichte Fehler werfen uns da zurück. Besser wurde es mit der Umstellung auf die 5:1-Deckung, mit der der VfL nicht so zu Recht kam. Wir wussten: wenn das Spiel lange knapp und eng bleibt, wird der VfL mit jeder Minute nervöser und genauso ist es auch eingetroffen. Wir haben unser Spiel durchgezogen und haben eine gute Reaktion auf die letzten schwächeren Spiele gezeigt. Wir haben heute eine kämpferisch gute Abwehrleistung gezeigt, um jeden Zentimeter gefightet. Dener Jaanimaa hat sich heute ein Extralob verdient – so wie der heute explodiert ist! Vor dem Spiel habe ich gesagt, dass dies Spiel heute unser Halbfinale ist, und jetzt haben wir nur noch Finalspiele vor uns.“
Statistik:
VfL Gummersbach: Lichtlein, Puhle; Schröter (4), Baumgärtner (2), Matic (1), Pujol (2), Sommer (2), Köpp, Timm, Zhukov (5), Villgrattner, von Gruchalla (1), Becker (1), Preuss (3), Feuchtmann.
TuS N-Lübbecke: Tatai, Birlehm; Genz, Kaleb (2), Bechtloff, Gierak (2/2), Bagaric (4), Gruszka, Rakovic (3/2), Torbrügge (1), Jaanimaa (10), Schade, Zetterman, Speckmann, Hövels.
Siebenmeter: 0/0 – 4/5 (Bechtloff an Lichtlein)
Zeitstrafen: 2 – 1 Baumgärtner (16.), Preuss (33.) – Torbrügge (15.)
Disqualifikation: Gierak (20.)
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zuschauer: 3.260 Zuschauer in der Schwalbe-Arena
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