Freundschaftsspiel? Ja! – Aber so darf man einfach nicht auftreten: Viele betretene Mienen beim TuS nach dem 26:29 gegen Zaporizhzhia

Ein unterhaltsamer Abend war’s. Und dies mit vielen ukrainischen Freundinnen und Freunden auf dem Spielfeld, wie auch auf den Tribünen der MERKUR Arena. Ein schönes Handballspiel war’s. In der 2. Halbzeit aber allein von den Gästen von Motor Zaporizhzhia! Es ging vor 1.251 Zuschauern aus TuS-Sicht am Freitag eben auch sehr um das Sportliche, angesichts des am kommenden Samstag, 13. Mai, 19.30 Uhr, in Dessau für den TuS N-Lübbecke beginnenden Endspurts in der 2. Liga! Und da haben die Rothemden leider ziemlich enttäuscht – dieses Mal. Die Partie ging mit 26:29 verloren, obschon der Halbzeitstand von 14:9 noch einen weit angenehmeren Verlauf für N-Lübbecke hatte erwarten lassen. Die zweiten 30 Minuten mit 12:20 abgegeben zu haben, hat schon sehr weh getan. Ein 0:3-Lauf (vom 20:15 zum 20:18) und die 0:5-Reihe (vom 23:22 zum 23:27): Das sind sehr ungute Eckdaten. Man hatte geglaubt, derartige Aussetzer habe man längst überwunden…

Mit ordentlicher Abwehrleistung, im Angriff fehlerbehaftet, aber noch gut genug, das war der TuS in Durchgang 1! Beim 3:4 (8. Minute) hatten die Gäste zunächst letztmals geführt. Beim 10:5 (19., Dominik Ebner) hatte der Gastgeber 5 Treffer hintereinander geworfen. In dieser Phase das Highlight war der Treffer zum 7:5 dank Tin Kontrec, der die TuS-Fans besonders entzückte, weil dies ein Rückhandwurf allerbester Güte war. Den 14:9-Pausenstand besorgte Paul Holzhacker im Tempogegenstoß.

Über die Läufe von 0:3 (39. bis 44. Minute) und 0:5 (51. bis 57. Minute) ist im Vorspann dieses Spielberichts schon geschrieben worden. Derartige Flauten machen es natürlich sehr schwierig, den Sieg am Wiehengebirge zu behalten. Es passierten den Lübbeckern einfach zu viele Fehler. Es waren Fehlwürfe, Fehlpässe darunter. Die Abwehr agierte zusehends schwach, wobei auch das Rückzugsverhalten nicht in ein Erklärvideo kommen wird… Klar, waren in der zweiten Hälfte noch (wenige) schön anzusehende TuS-Treffer dabei gewesen, so der Kempa von Paul Holzhacker auf Tom Skroblien in der 39. Minute. Das war das 20:15 für Lübbecke gewesen. Doch rascher als gedacht wendete sich das Blatt!

TuS-Mannschaftskapitän und Rechtsaußen Peter Strosack, wie auch Lübbeckes Rückraum-Spieler Benas Petreikis betonten nach der Partie ausdrücklich, wie wichtig und gut die Teilnahme von Motor Zaporizhzhia an der 2. Liga und damit auch dieser Handball-Abend der vielen Begegnungen zu betrachten sei. Aber natürlich wurden sie ebenso nach den sportlichen Aspekten der 26:29-Niederlage von uns befragt. Peter Strosack vermerkte, im zweiten Durchgang habe der TuS „keine ausreichende Reaktion gezeigt, als die Partie nach und nach immer enger für uns wurde“. Trotz einer Partie ohne Wertung, „will man trotzdem als Sieger vom Platz gehen“. Und: „Das war heute einfach schlecht von uns“. Benas Petreikis bilanzierte, dem guten Anfang sei später nur noch wenig gefolgt. „Wir wollten wieder in einen guten Rhythmus kommen, doch das ist uns gründlich misslungen“. Keine Verletzungen riskieren? Das dürfe „nie eine Entschuldigung sein“.

Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann war ziemlich bedient. „Die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, das geht gar nicht! Man hat nichts erkennen können, wofür wir eigentlich stehen wollen.“ Zwar sei das Sich-Schonen hier und da okay, das Kräfte-Verteilen sei auch abgesprochen gewesen. Aber: „Das rechtfertigt in keiner Weise unser Auftreten in der zweiten Spielhälfte. Da erwarte ich etwas ganz anderes von den Jungs!“ Nun müsse das Team eine echte Reaktion zeigen, „auch wenn wir alle wissen, dass unser Restprogramm bis Saisonende nicht ohne ist“. In jeder Hinsicht müssten alle ab sofort wieder ihr anderes Gesicht zeigen. Wenn auch „Höhen und Tiefen zu jedem Spieljahr mit dazu gehören“, bleibe der Auftritt an diesem 5. Mai besonders schmerzlich.

Stimmen zum Spiel

Michael Haaß (TuS N-Lübbecke): „Ich beglückwünsche Zaporizhzhia zu einem verdienten Sieg. Klar, wir wollten auch dies und das ausprobieren. Erstes Ziel war es aber, wieder in den Wettkampfmodus zu kommen und natürlich auch, zu gewinnen. Das haben wir aber nicht geschafft. In der ersten Halbzeit machten wir vorn ein paar Fehler, aber die Deckung stand da noch gut. Nach dem Wechsel plätschert das für uns so hin… Das tut einfach sehr weh. 20 Treffer kassierten wir dann noch in einer einzigen Halbzeit. Unsere Deckung hat geschwommen. Wir haben den Kampf nicht angenommen. Bei allem Respekt vor dem starken Gegner, solche eine Leistung wie heute von uns: die wird nicht reichen in den jetzt so entscheidenden Spielen.“

Gintaras Savukynas (HC Motor Zaporizhzhia): „Ich bedanke mich bei allen, vor allem beim TuS N-Lübbecke für sein Fair Play heute Abend. In der ersten Spielhälfte passierten uns noch zu viele Fehler. Nach dem Wechsel finden wir aber die richtigen Lösungen. Wir haben an uns geglaubt und es wurde eine intensive Partie. Nicht selten in dieser Saison fehlte uns auch schon mal die rechte Motivation. Das war dann aber heute Abend nach dem Wechsel ganz anders. Uns gelang der Sieg gegen den TuS, der eines der stärksten Teams der 2. Liga ist. Und ja – der Support seitens unserer Anhänger in der Halle war heute ebenfalls sehr wichtig für uns.“

Statistik

TuS N-Lübbecke: Klama, Katsigiannis (4/1 P.), Rezar (4/2 P.); Genz (2), Holzhacker (1), ten Velde (4), Ebner (2), Petreikis, Strosack (2), Dräger, Kontrec (1), Mrakovcic (2), Nissen (5), Vésteinsson Östenberg (2), Petrovsky (2), Skroblien (3/1).

HC Motor Zaporizhzhia: Chudinov (14/1), Komok; Kubatko (1), Blyzniuk (4), A. Kasai, Denysov (4), Osadchyi, Turchenko (1/1), Molina, Kravchenko (4), Tomashevskyi (2), Horovyi, Onufriienko, Horiha (6), O. Kasai (5/2), Tiutiunnyk (1).

Siebenmeter: 0/1 Skroblien an Chudinov (42.) – 2/5 – Turchenko an Katsigiannis (19.), O. Kasai an Rezar (46. + 60.)

Zeitstrafen: Mrakovcic (26.), Petrovsky (45.), Kontrec (46. + 53.) – O. Kasai (3.), Tiutiunnyk (28.) , Horia (44.), Tomashevskyi (45.), Horovyi (60.)

Schiedsrichter: Malte Frank und Leonard Bona

Zuschauer: 1.251 in der MERKUR Arena

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