Keine Frage: Das war ein gewonnener Punkt für den TuS N-Lübbecke am Sonntagmittag in der heimischen Merkur Arena beim 26:26 (12:14) im Abstiegskampf-Duell mit dem TV Hüttenberg, denn ab der 17. Spielminute hatte Nettelstedt nie mehr in Führung gelegen. Dener Jaanimaa und Luka Rakovic mit ihren Treffern sorgten in den letzten 63 Sekunden für das eher schmeichelhafte Unentschieden nach 24:26-Rückstand. Es war jedoch – positiv für den TuS – eine Punkteteilung, die am Ende noch mal sehr entscheidend in der Abschlusstabelle werden könnte. Erleichterung statt unbändigem Jubel danach bei den Lübbecker Spielern, die immerhin eine prächtige Moral zeigten, dessen sich am Wiehengebirge niemand zu schämen braucht. Hüttenberg zeigte über weite Strecken die reifere Spielanlage und agierte kaum mal wie ein Absteiger. Wenn auch viel Kampf und ein Biegen und Brechen um jeden Zentimeter Hallenfläche zu beobachten war, es also kein schönes Spiel wurde. Gästetrainer Emir Kurtagic stellte richtig fest, dass eben „beide Teams 100 Prozent gegeben haben“. Und die 1.819 Zuschauer brauchten sich auch über mangelnde Spannung und Dramatik nicht zu beklagen. Überhaupt: Glückwunsch erneut ans Lübbecker Publikum, das wieder „1 A“ hinter der TuS-Mannschaft stand.
Zum Spielverlauf konkret: Gegen die offene Hüttenberger Deckung schnell und mit häufigen Positionswechseln agieren, das hatte sich der TuS vorgenommen und prompt klappte das beim ersten Angriff sehr gut, Nils Torbrügge netzte vom Kreis zum 1:0 (1. Minute) ein. Auf den 1:1-Ausgleich von Roth (2.) reagierte Nettelstedt mit dem Siebenmeter-Tor von Jens Bechtloff zum 2:1 (2.). Wohl einmalig in den mehr als 40 Jahren Erst- und Zweitligahandball am Wiehengebirge war, dass der TuS in den ersten drei Minuten drei Zeitstrafen aufgebrummt bekam und im weiteren Spielverlauf keine einzige mehr!
Luka Rakovic erhöhte nach vier Minuten auf 3:2, da war es dann weitere fünf Minuten lang erst einmal vorbei mit Toren der Rot-Schwarzen. Vielmehr legte Hüttenberg auf – aus seiner Sicht – 6:3 (8.) vor. Dabei waren zwei Mal Lambrecht, Wernig und Mappes die Torschützen. Doch keine Sorge, denn Lübbecke schloss bis zum 6:6 auf (11.). Zwei Peter-Tatai-Paraden trugen zu dieser guten Phase bei, zudem zielte Wernig auf Gäste-Seite zu genau, traf nur den Pfosten. Jens Bechtloff (Siebenmeter), Nils Torbrügge (nach schönem Kombinationsspiel) und Luka Rakovic im Tempogegenstoß durften jubeln.
Dann wogte die Partie ein wenig hin und her. Erwähnenswert unbedingt der 8:8-Ausgleich (16.) der Gastgeber, den zwar Jens Bechtloff mustergültig erzielte, dem aber ein schöner Assist von Pontus Zetterman vorausgegangen war. Eine Szene für – sozusagen – jeden Jahresrückblick auch die Lübbecker 9:8-Führung, von Nils Torbrügge besorgt: fast schon liegend und mit Rückhandwurf. Die Merkur Arena war jetzt noch mehr „da“ als ohnehin schon. Wer mochte ahnen, dass dies die letzte TuS-Führung im ganzen Spiel sein sollte. Hüttenberg brachte eine 14:12-Führung in die Halbzeitpause. Schön vor allem Pontus Zettermans Ausgleich zum 11:11 (26.), als er im Fallen traf, sein sehenswerter Aufsetzer war kaum zu halten.
In den zweiten 30 Minuten gelang den Nettelstedtern nur noch zweimal der Ausgleich, beim 22:22 (49.) durch Ante Kaleb und beim 26:26-Endstand, den Luka Rakovic fünf Sekunden vor der Schlusssirene besorgte. Der TuS zeigte weiterhin eine gesunde Moral, musste sich gegen tapfere und allermeist nervenstarke Hüttenberger aber mächtig strecken, um den Teilerfolg noch erreichen zu können. Es waren Fehlpässe beim TuS zu beklagen, aber fehlerfrei agierten auch die Gäste nicht, was immer wieder dazu führte, dass Lübbecke stets nah herankam und immer – sozusagen – in der Partie blieb. So ließen sich die Ziercke-Schützlinge auch von einem 14:17-Rückstand (36.) nicht beirren und zwangen nach verwandeltem Zetterman-Siebenmeter zum 16:17 (40.) Gäste-Trainer Emir Kurtagic zu einer Auszeit. Nach dem 20:22-Rückstand (47.) setzte sich zunächst Ante Kaleb toll auf halblinks zum 21:22 (47.) durch, ehe ihm nach einem Sklenak-Fehlpass auf Gäste-Seite der bereits erwähnte 22:22-Ausgleich (49.) gelang. Dabei hatte Ante seinen Wurf erst nur angetäuscht und bekam im Nu „freie Sicht“! Es folgte weiter ein dramatischer Kampf, bei dem die Gäste mit einem oder gar zwei Treffern in Front lagen.
Weniger als drei Minuten vor Schluss traf Mappes für Hüttenberg, es stand 23:25, was eine TuS-Auszeit nach sich zog. Dener Jaanimaa erzielte das 24:25 (58.), doch Wernig schaffte 70 Sekunden vor Schluss das 24:26. 63 Sekunden vor dem Ende zog Jaanimaa erneut ab und taf: 25:26! Dann gewann TuS-Torwart Peter Tatai das 1:1-Duell gegen Wernig, als noch 23 Sekunden zu absolvieren waren. Wohl fünf Sekunden vor Ultimo das 26:26, das wie erwähnt Luka Rakovic gelang. Nach dem offiziellen Liveticker der HBL soll es sogar die zweitletzte (!) Sekunde gewesen sein.
Stimmen zum Spiel:
Aaron Ziercke (TuS N-Lübbecke): „Dieser Punktgewinn war sicher glücklich für uns. Man hat gesehen, dass das heute Abstiegskampf war. Dabei hat Hüttenberg insgesamt besser seine Nerven im Griff gehabt. Wir haben dagegen zu viele Fehler eingebaut, selbst im Überzahlspiel. Und uns hat zu oft die Entschlossenheit gefehlt. Wir hätten klar agieren und nicht so viele Chancen liegenlassen dürfen. Wir schauen jetzt aber nach vorn und wollen das wieder ausbügeln.
Emir Kurtagic (TV Hüttenberg): „Ein verlorener Punkt für uns? Vielleicht. Aber das ist die stärkste Liga der Welt und beide Teams haben heute auf jeden Fall 100 Prozent gegeben. Wir sind enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben, aber dass das so ausgehen kann – so ist der Sport… Wenn Daniel Wernig in der letzten Aktion seine hundertprozentige Torchance verwertet, ist alles klar… Aber wir hadern nicht mit ihm. Denn Daniel hat heute insgesamt eine ganz tolle Leistung abgeliefert.“
Statistik:
TuS N-Lübbecke: Tatai (5 Paraden), Birlehm (5 Paraden); Genz, Kaleb (2), Bechtloff (4/2), Grabarczyk, Gierak (1), Bagaric, Gruszka (n.e.), Rakovic (4), Torbrügge (3), Jaanimaa (3), Schade, Zetterman (9/4), Speckmann (n.e.).
TV Hüttenberg: Ritschel (8 Paraden), Schomburg (4/2 Paraden); Klein (n.e.), Sklenak (2), Wörner (n.e.), Lambrecht (3), Wernig (10/6), Lauer, Rompf, Zörb, Fernandes, Johansson (4), Roth (1), Mappes (5), Hofmann (1), Hahn.
Siebenmeter: 6/8:6/6 (Bechtloff und Rakovic scheitern an Schomburg)
Zeitstrafen: 6:18 (min.) (Genz (1.), Kaleb (2.), Torbrügge (3.) / Johannsson (2.), Rompf (7.), Wernig (17.), Trainerbank (19.), Lauer (26.), Lambrecht (42.), Hofmann (47.), Fernandes (50.), Johannsson (60.)
Disqualifikation: Rompf (60.)
Spielfilm: 2:1 (2.), 3:3 (4.), 3:6 (8.), 6:6 (11.), 7:7 (13.), 7:8 (13.), 9:8 (17.), 9:10 (20.), 11:11 (26.), 11:13 (27.), 12:14 (30.) – 13:14 (33.), 13:16 (35.), 15:17 (38.), 17:18 (42.), 19:21 (45.), 22:22 (49.), 22:24 (52.), 23:25 (57.), 24:26 (59.), 26:26 (60.).
Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff
Zuschauer: 1.819 in der Merkur Arena Lübbecke
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