Mit Stuttgart selbst einen Konkurrenten im direkten Duell 27:23 (12:12) geschlagen und in der Tabelle überholt, und weil der Bergische HC in Minden verlor, auch diesen im Klassement hinter sich gelassen: Von Rang 16 wieder auf 14 bugsierte sich der TuS N-Lübbecke an diesem Donnerstagabend, der allen, die mit den Nettelstedtern fiebern, ganz viel Freude brachte. Mächtig Spaß für die Handball-Anhänger vom Wiehen aber so richtig erst in den letzten 7 Minuten der Stuttgart-Partie, als die Kurtagic-Schützlinge den Gast aus Baden-Württemberg erst niederkämpften und dann auch niederspielten – aus dem 23:23 der 27:23-Endstand wurde. Beim 20:21-Zwischenstand (48. Spielminute) schien das Pendel noch pro Stuttgart auszuschlagen… 10:18 Zähler hat Lübbecke jetzt und knapp 10 Tage Pause, ehe der TuS am 18. Dezember bei den Rhein-Neckar Löwen anzutreten hat.
In den ersten 30 Minuten machte der TuS vieles richtig, hielt das Zepter auch meist in der Hand. Mit 7/1 Paraden bis zur Pause glänzte vor allem „Joschi“ Rezar zwischen den Lübbecker Pfosten. Valentin Spohn, der den verletzten Lutz Heiny exzellent ersetze, und der agile und fleißige Benas Petreikis hatten mit je 4 Treffern im ersten Durchgang ihrerseits Zeichen gesetzt. Beinahe ein Heimsieg ohne Zittern schien es zu werden, als bei 9:5 (16.) und 10:6 (17.) Vier-Tore-Vorsprünge für die Gastgeber zu Buche standen. 2:6 ging die Schlussphase des ersten Durchgangs aber zuungunsten des TuS aus, es passierten den Nettelstedtern einige Fehler zu viel. Das 12:12 zur Pause war dann ein mehr als gerechtes Zwischenresultat.
Im zweiten Durchgang wogte die Partie hin und her. Mit 8/1 Paraden lieferte auch im Stuttgarter Kasten Ivan Pesic eine respektable Arbeit ab. Beim 16:16, 19:19 und 20:20 hatte der TVB immer wieder aufgeschlossen. Nach der 20:19-TuS-Führung (45.) passierten zwei Lübbecker Fehlwürfe. Zweimal traf Stuttgarts Viggo Kristjansson, erst per Siebener, dann aus dem Feld heraus und es stand 20:21. Emir Kurtagic ordnete bei 47:31 min. mit seiner Auszeit die Gedanken und Ideen seiner Jungs neu. Der Rest der Partie brachte daraufhin den entscheidenden 7:2-Lauf der „Rothemden“. Nach dem 23:23 (53.) sorgten für die letzten Treffer des Abends: Spohn (56.), Petreikis (59.), Speckmann und Petreikis (jeweils 60.). Weder die Hereinahme des siebten Feldspielers auf Kosten des eigenen Torwarts, noch ganz zum Schluss die offene Manndeckung zeigten noch irgendeine Wirkung zugunsten Stuttgarts. Der Rest war TuS-Jubel auf den Rängen, auf dem Feld, auf der TuS-Trainerbank.
Nettelstedts Mittelmann Benas Petreikis fasste nach der Partie zusammen, schon in der ersten Hälfte habe man vieles richtig gemacht. „Wir waren hoch konzentriert und hatten das Geschehen recht gut unter Kontrolle. Mit Pesic stand allerdings ein echter Könner im TVB-Tor. Aber unser Joschi war der noch bessere Keeper. Bei Halbzeit unentschieden – das ist dann eine Fifty-Fifty-Situation. Da haben uns dann vor allem unsere Fans mitgerissen. Sie waren ganz große Klasse. Der Erfolg heute war auch wichtig, weil wir nach der Partie in Hannover noch ganz schon bedient gewesen waren.“
TuS N-Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann wollte diesmal „gar nicht so viel sagen“. Die Partie hatte ihn mitgenommen, „aber positiv“, so lächelte er bald schon wieder. Solch enge Spiele seien zunächst einmal „nie schön“. Umso erfreulicher sei, dass die Jungs, „als die Partie auf der Kippe stand, im Kollektiv diese zwei ganz wichtigen Punkte nach Hause gebracht haben.“
Stimmen zum Spiel:
Emir Kurtagic (TuS N-Lübbecke): „Ich mache meiner Mannschaft ein Riesenkompliment. Sie hat Herzblut gezeigt und viel Leidenschaft an den Tag gelegt. Das ist einmalig und habe ich so in meiner bisher 15-jährigen Trainer-Tätigkeit noch nicht erlebt. Eigentlich möchte ich niemanden hervorheben. Alle bringen sich hervorragend ein. Gleichwohl freut es mich sehr für Valle Spohn, er hat heute Abend Charakter gezeigt und die anderen mitgerissen. Gerade nach Hannover waren das heute Abend zwei ganz wichtige Punkte für uns. Nochmals Gratulation, mehr bleibt nicht zu sagen.“
Roi Sánchez (TVB Stuttgart): „Das war ein verdienter Lübbecker Sieg. Wir haben nicht gut begonnen, uns passierten da zu viele technische Fehler. Euer Torwart Aljosa Rezar hält von außen besonders gut, auch Eure Abwehrzentrale stand gut. Im zweiten Durchgang ist es ein ausgeglichenes Spiel, abgesehen von den letzten 5 Minuten. Recht viele Treffer gelingen dem TuS bei angedrohtem Zeitspiel. Insgesamt lässt sich auch sagen, dass uns wohl 8 bis 9 Fehlwürfe mehr passieren als Lübbecke. Aber wir können aus der heutigen Niederlage auch viel lernen, um uns weiterzuentwickeln.“
Statistik
TuS N-Lübbecke: Rezar (12/1 P.), Wollert; Petreikis (7), Strosack (1), Mundus, Dräger, Kontrec, Mrakovcic (2), Spohn (8), Nissen (2), Speckmann (2), Petrovsky (1), Skroblien (4/3), Franke.
TVB Stuttgart: Pesic (8/1 P.), Thulin; Runarsson, Weiß, Hanusz (2), Lönn (5), Schulze, Röthlisberger (1), Augustinussen (3), Zieker (2), Müller (2), Pfattheicher, Meschke, Peshevski (2), Kristjansson (6/1).
Siebenmeter: 3/4 – Skroblien an Pesic (43.) – 1/2 – Kristjansson an Rezar (23.),
Zeitstrafen: 3:2 – Dräger (18.), Kontrec (23. + 38.), – Räthlisberger (38.), Weiß (43.),
Disqualifikation: Weiß (43., grobes Foul)
Schiedsrichter: Julian Koppl und Denis Regner
Zuschauer: 659 in der MERKUR Arena
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