So schnell kann‘s gehen im Profihandball: Noch vor 8 Tagen nach dem 23:29 bei TUSEM Essen, mit sechs Niederlagen und nur einem Sieg aus sieben Partien, war das Selbstvertrauen beim TuS N-Lübbecke völlig dahin. Doch hartes Training, Eins werden mit dem neuen Coach und mental gestärkt nahmen die Rothemden die zwei Heimspiele hintereinander in der 2. Handball-Bundesliga fest ins Visier. Nun folgte am Samstagabend in der mit 2273 Zuschauern ausverkauften MERKUR Arena – nach dem 35:32 über Dormagen am Mittwoch – ein hochverdienter 30:26-Erfolg ausgerechnet im Derby gegen GWD Minden, das zunächst weit besser als die Jungs vom Wiehen in die Saison gestartet war. Der doppelte Punktgewinn wackelte in der zweiten Hälfte schon etwas, als die Mindener beim 22:22 (48. Minute) und 24:24 (53.) noch weitere Male sich den Ausgleich erspielt hatten. Der Lübbecker 3:0-Lauf bis zum 27:24 (56.) war aber bereits eine Vorentscheidung. Die Gäste waren lange gut im Spiel geblieben, vor allem, weil deren Coach Aaron Ziercke auf eine offensive Deckung umgestellt hatte.
Nun sieht die Sache in der Tabelle auch schon wieder besser aus. Der TuS N-Lübbecke hat nunmehr 6:12 Zähler auf seinem Konto. Nettelstedt-Lübbecke steht erst einmal auf Platz 16 des Klassements, Hagen ist überholt worden, spielt aber am Sonntag noch. Der zweite Sieg hintereinander, noch dazu im eigenen „Wohnzimmer“, das führte am Samstagabend natürlich zu einer besonders lautstarken Kulisse. Auch Trommler und das „Humba Tätärä“ kehrten zurück zu Anhängern und Mannschaft. Vor
der Ligapause – bedingt durch Spieltermine von Nationalmannschaften – kommt auf die Przybecki-Schützlinge noch eine weitere und erneut schwere Aufgabe zu. Der TuS hat in Dresden beim HC Elbflorenz anzutreten. Die Partie findet am Freitag, 1. November, statt. Anwurf ist um 19 Uhr. Bereits am Donnerstag wird der TuS-Tross am Spielort eintreffen.
Zum Spielverlauf des Derbys noch einige nähere Aspekte. Den weitaus besseren Start erwischte der TuS, der sichtlich sofort auf Derby-Betriebstemperatur gekommen war. Nach 3 Minuten 3:0 für die Rothemden! Vor allem TuS-Rechtsaußen Tim Wieling wirkte wie aufgedreht – positiv gemeint natürlich. 5 seiner 7 Treffer gelangen dem Ex-Mindener in der ersten Spielhälfte, seinen fünften markierte er bereits nach 13 Spielminuten, als er zum 8:4 einnetzte, wo GWD-Trainer Aaron Ziercke dann nur das „Ausrufen“ einer Auszeit blieb. Die Nettelstedter blieben fast immer in Führung im ersten Durchgang, lediglich beim 15:15 (30.) war für GWD erstmals ein Ausgleich erreicht. Die MERKUR Arena hatte besonders Kopf gestanden, als Jó Gerrit Genz trotz zweifacher Unterzahl zum 11:8 (19.) treffen konnte.
Nach dem Seitenwechsel gelang es dem TuS längst nicht immer, gut auszusehen. Gegen die offensive GWD-Deckung (4:2- bis zur 3:3-Variante) agierten die Przybecki-Schützlinge oft zu vorsichtig und zu sehr in die Breite angelegt, anstatt weiter vor allem den geraden Weg zum gegnerischen Gehäuse zu gehen. Abspiel- und auch technische Fehler der Rothemden ließen Minden wieder auf 24:24 und 26:26 herankommen. Einen Führungstreffer für die Gäste gab es aber nicht, im Übrigen hatte im Tor Leon Grabenstein (11 Paraden) einen richtig guten Tag erwischt. Den oben bereits angesprochenen Lauf der Lübbecker vom 24:24 zum 27:24 hatten Falk Kolodziej (in Unterzahl), Jó Gerrit Genz sowie Yannick Dräger im Nachwurf geschafft, nachdem ein Mannschaftskamerad an GWD-Keeper Malte Semisch noch gescheitert war.
TuS N-Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann war nach der Partie ganz einfach happy. „Ja, die Partie hätte kippen können. Die Mindener offene Deckung hat technische Fehler bei uns produziert. Aber unsere Jungs haben am Ende auch kühlen Kopf bewahrt und souverän dann wieder alles in die richtige Richtung gebracht.“ Zudem sei die Kulisse der TuS-Anhänger „so richtig da“ gewesen.
Stimmen zum Spiel:
Piotr Przybecki (TuS N-Lübbecke): „Der Sieg vor drei Tagen war extrem wichtig, weil dieser uns viel Selbstvertrauen geschenkt hat. Dann gegen Minden – da ist es auch nie einfach, gut dagegenzuhalten. Die offensive gegnerische Deckung stellte uns im zweiten Durchgang vor neue Aufgaben. Doch meine Spieler haben sich letztlich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Mit meiner Abwehr bin ich sehr zufrieden, die super gearbeitet hat. Mein Dank geht auch an unsere Fans. Sie sorgten für Emotionen pur.“
Aaron Ziercke (GWD Minden): „Das war ein völlig verdienter Sieg für Euch! Wir waren zu Anfang überhaupt nicht im Derby-Modus. Später gelingen uns bessere Aktionen, auch Angriffe in die Tiefe. Als wir zu ausgeglichenen Zwischenergebnissen kommen, scheint es fast so zu sein, dass das Momentum auf unsere Seite sich neigten könnte. Aber wir kassieren insgesamt zu viele einfache Gegentore – trotz Überzahl. Am Schluss zieht der TuS das gut bis zum Schlusspfiff durch.“
Statistik:
TuS N-Lübbecke: Zecher (3 P.), Grabenstein (11 P.); Genz (6), Heiny (3), Hörr, Ebner (2), Petreikis, Schulze (2), Dräger (4), Kontrec, Kolodziej (3/1), Weßeling (2), Blazicko, Kloor, Süsser (1), Wieling (7).
GWD Minden: Semisch (9/2), Grabitz; Diekmann, Kranzmann (4), Franz, Korte, Weber (5), Eles, Radovic, Vorlicek, Heitkamp (1), Kühn (1), Staar (4), Asensio (1), Sebetic (5), Weck (5).
Siebenmeter: 1/3 Kolodziej (23.) & (25.) an Semisch – 0
Zeitstrafen: Weßeling (18.), Kontrec (19.), Dräger (35.), Wieling (53.) – Weber (8.), Kranzmann (20.)
Schiedsrichter: Robert & Lukas Müller, Potsdam & Neubrandenburg
Zuschauer: 2.273 in der MERKUR Arena