Der TuS N-Lübbecke muss sich nach 60 tapfer kämpfenden Minuten am Mittwochabend dem deutschen Rekordmeister THW Kiel mit 21:33 (8:16) geschlagen geben. René Gruszka eröffnete für den TuS N-Lübbecke das Torewerfen, sicherte mit dem 1:0 gar die TuS-Führung gegen den aktuellen DHB-Pokalsieger. Dann aber legten die „Zebras” los, sicherten sich bis zur Halbzeit ihre verdiente 16:8-Führung. Das ganze Spiel über zeigte Peter Tatai wieder, welch großer Rückhalt er im Tor für die überwiegend junge TuS-Mannschaft ist, wobei sein junger Kollege Joel Birlehm ab der 47. Spielminute ebenfalls mit Paraden toll dabei war. Der neueste Neuzugang Luka Rakovic feierte für Nettelstedt auf Rechtsaußen ein sehr ordentliches Debüt mit 3/2 Toren. All das nutzte am Ende wenig, Kiel gewann dieses Spiel in allen Belangen souverän, Lübbecke aber zeigte sich im zweiten Durchgang verbessert, was Hoffnung für Sonntag in Minden macht.
Der Spielverlauf ganz zu Beginn war reichlich untypisch für den modernen Handball. Denn viereinhalb Minuten lang mühten sich beide Seiten vergeblich, um zu Torerfolgen zu kommen. Dann das – bereits erwähnte 1:0 von René Gruzka für die Hausherren. Doch zwei Ballverluste und ein Wurf in den THW-Block ermöglichten Kiel die 3:1-Führung (bis zur 7. Minute durch Wiencek, Bilyk und Dahmke). Einen technischen Fehler Lübbeckes im nächsten Angriff bügelte Peter Tatai dank toller Parade gegen Niclas Ekberg aus – und Tim Remer gelang der 2:3-Anschluss (9. Minute). Erneut packten die Gäste drei Treffer hintereinander drauf. 2:4 dank eines schönen Sprungwurfs von Ekberg und 2:5 sowie 2:6 bei Tempogegenstößen, die Rune Dahmke verwertete, waren die nächsten Notizen auf den Blöcken der Journalisten.
Der TuS leistete sich leider ein paar Fehler zu viel, jedenfalls in Durchgang eins. Aber die Ziercke-Schützlingen offenbarten auch hier schon Kampfkraft und Engagement, so verwandelte Pontus Zetterman seinen Siebenmeter zum 3:6 (12.) und Ante Kaleb fand aus acht Metern die seltene Lücke im Abwehr-„Gemäuer“ des Rekordmeisters. Erneut Pontus Zetterman gelang auch das 5:8 (15.) – und das 6:9 (17.) sogar in Unterzahl. Apropos Unterzahl. Eher untypisch in Liga 2 zuletzt, entschied sich TuS-Coach Aaron Ziercke nun im ersten Heimspiel der neuen Erstliga-Saison immer wieder dafür, bei Unterzahl den Torhüter vorübergehend zu „opfern“, sprich: vorn für Gleichzahl an Spielern zu sorgen. Das gelang dem TuS richtig gut. Bei 8:0 Strafminuten blieben Kieler Treffer ins leere Lübbecker Gehäuse gänzlich aus.
Ein 0:4-Lauf aus Nettelstedter Sicht machte dann die Matchverhältnisse aber doch klar. Da half auch die erste „schwarz-rote“ Auszeit nach 19:08 Minuten nichts. Dazu kam, dass Andreas Wolff – spielte 60 Minuten durch – bei 15/1 Paraden eine leistungsstarke Arbeit ablieferte. Hätte nicht sein Gegenüber Peter Tatai in den ersten 30 Minuten bei 10 Paraden ebenfalls einen guten Abend gehabt, hätten die Kieler gar noch weiter davonziehen können. So war der Pausenstand von 16:8 für die Gislason-Schützlinge zwar auch schon mehr als die halbe Miete, aber man konnte hier aus TuS-Sicht von einem vertretbaren Rahmen sprechen.
Nimmt man nur die 2. Halbzeit als Maßstab, so erzielten die Hausherren jetzt immerhin noch 13 weitere Treffer, die Gäste aus Schleswig-Holstein „nur“ noch 17. Also: Der TuS hielt – im Rahmen der Möglichkeiten, die ein Aufsteiger gegen einen Meisterschafts-Mitfavoriten hat – mehr als ordentlich mit. Kenji Hövels bekam viel Einsatzzeit, auch Jo Gerrit Genz und nicht zuletzt der in der 31. Minute eingewechselte Neuzugang Luka Rakovic kämpften eindrucksvoll, auch Ante Kaleb und Tim Remer (je 5 Treffer) sorgten für anständig Wirbel, ohne andere TuS-Spieler in einer solchen Aufzählung vergessen zu wollen. Gleich mit einer Prachtparade führte sich auch Joel Birlehm im TuS-Gehäuse ein, als der Neue im TuS-Kasten in der 47. Minute gegen den bass erstaunten Rune Dahmke klärte.
Vom 13:21 (41.) bis zum 18:25 (48.) waren die Nettelstedter ohne Zweifel ebenbürtig. Um da noch näher heranzukommen, wäre gegen schwächere Gegner durchaus was drin gewesen. Aber Kiel sorgte dann doch wieder für einige „leichte“ Tore, wenngleich der THW Mitte der 2. Hälfte auch ein paar Fehler produzierte. Der TuS hätte mehr erreichen können, aber z.B. Tim Remer und Ante Kaleb hatten gehörig Pech, als ihre Würfe (47. und 50. Minuten) an Latte und Pfosten knallten. Erwähnung finden sollten noch die beiden routiniert verwandelten Siebenmeter von Luka Rakovic (45. und 53. Minute) und wie Kenji Hövels Andreas Wolff mit einem Heber düpierte (54.). Die letzten gut fünf Minuten gehörten wieder Kiel. Aus dem 20:28 (54.) wurde der 21:33-Endstand.
Stimmen zum Spiel:
Aaron Ziercke (TuS N-Lübbecke): „In der ersten Halbzeit sind wir vor allem an der guten Kieler Abwehr gescheitert. Und so haben wir uns dann auch zu viele einfache Gegentore eingefangen. In der 2. Halbzeit lief es bei uns weit besser. Im Übrigen hat Peter Tatai ein gutes Spiel gemacht. Zwei Champions-League-Mannschaften haben wir jetzt – sozusagen – schon hinter uns. Die bessere 2. Halbzeit gibt Hoffnung fürs Derby in Minden am Sonntag. Jetzt gilt es, ganz besonders Gas zu geben. Der heutige Handball-Abend war vom Ergebnis her sicher unerfreulich, aber die Stimmung, die unsere Anhänger verbreitet haben, war wieder grandios! Danke dafür!“
Alfred Gislason (THW Kiel): „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Sieg in unserem Saisonauftaktspiel. Obwohl wir in den ersten gut fünf Minuten kein Tor machen, sind wir kurz danach gut reingekommen in die Partie. Und Andi Wolff war schon klasse… Der Ball lief dann immer flüssiger. Ich bin sehr glücklich darüber, was wir hier heute abliefern konnten. Ein Sonderlob in meiner Mannschaft verdient Sebastian Firnhaber, zumal wenn man bedenkt, dass das jetzt sein Bundesliga-Debüt gewesen ist.“
Statistik:
TuS N-Lübbecke: Tatai, Birlehm; Genz (1), Kaleb (5), Bechtloff (n.e.), Gierak, Bagaric, Gruszka (1), Rakovic (3/2), Torbrügge, Schade, Zetterman (4/1), Hövels (2), Remer (5).
THW Kiel: Wolff, Landin; Firnhaber (3), Weinhold (2), Dissinger, Wiencek (5), Ekberg (4), Zeitz, Öfors (1), Rahmel, Dahmke (5), Zarabec (4/2), Vujin (2), Bilyk (4), Nilsson (3).
Siebenmeter: 3/4 – 2/2 – Zetterman scheitert an Wolff
Zeitstrafen: Torbrügge (16.), Genz (37. und 42.), Rakovic (45.),
Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Zuschauer: 2.077 in der Merkur Arena Lübbecke
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