Die Bundesligaspieler des TuS N-Lübbecke können nicht mehr trainieren, weil die Kreissporthalle und alle Sportanlagen des Kreises geschlossen sind, die Liga pausiert und die Geschäftsstelle ist für den Publikumsverkehr nicht mehr zugänglich. Gearbeitet wird beim TuS N-Lübbecke aber dennoch, denn der Geschäftsbetrieb muss weitergehen. Was diese o. g. Dinge im Einzelnen bedeuten, vor welchen Herausforderungen der TuS jetzt und in naher Zukunft steht und wie jeder Einzelne in dieser schwierigen Situation gefordert ist, lesen Sie im Interview mit TuS-Geschäftsführer Torsten Appel.
Herr Appel, eine ungewohnte Situation ohne Heimspiele und Auswärtsspiele nicht nur für die Spieler des TuS N-Lübbecke, sondern auch für Sie als Geschäftsführer. Wie verbringen Sie jetzt Ihren Samstag, so ganz ohne Handball?
Ich bleibe mit meiner Frau zu Hause in unserer Wohnung. Auch wir meiden den Kontakt zu unseren Eltern, Freuden und unserem näheren Umfeld und halten uns an die behördlichen Empfehlungen. Wir haben zum Glück eine große Terrasse, sodass wir von dort aus die Sonne am vergangenen Samstag genießen konnten. Und ich beginne, ganz neue Dinge zu lernen, am letzten Wochenende habe ich tapeziert. Das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht.
Wie zu lesen war, hat auch der TuS N-Lübbecke in der vergangenen Woche bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt. Das betrifft zum einen die Spieler und das Trainerteam und zum anderen die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Was bedeutet das jetzt im Einzelnen für die Spieler?
Wir haben bei der Agentur für Arbeit in der vergangenen Woche für alle Spieler und das Trainerteam eine 100%ige Kurzarbeit beantragt. Das bedeutet, dass die Spieler in dieser Zeit dem TuS N-Lübbecke zu 100% nicht zur Verfügung stehen. Von allen Pflichten, denen die Spieler und das Trainerteam sonst nachgegangen sind, sind sie freigestellt. Das heißt konkret, dass der Trainer kein Training vorbereitet und durchführt, die Spieler nicht auf Anweisung des TuS N-Lübbecke trainieren und auch nicht für PR- oder anderweitige Termine zur Verfügung stehen dürfen. Die 100%ige Kurzarbeit ist gerade jetzt, wo die Liga pausiert und wir noch nicht wissen, ob und wie die Saison beendet wird, ein sehr gutes und hilfreiches Instrument. Alle Spieler behalten ihren Arbeitsplatz bei der TuS N-Lübbecke GmbH und sind – gezwungener Maßen – nicht aktiv.
Wie halten sich die Spieler fit, wenn es doch wieder losgehen sollte?
Wie oben gesagt, darf und kann aufgrund der aktuellen Situation (die Merkur Arena ist für den Trainings- und Spielbetrieb geschlossen) kein Training stattfinden. Da wir zu 100% Kurzarbeit beantragt haben und wir als TuS N-Lübbecke keine Arbeitsanweisungen geben dürfen, ist jeder für sich selbst verantwortlich. Trainingspläne vom Trainer gibt es nicht, da dies strenggenommen eine berufliche Anweisung ist. Dies würde einer 100%igen Kurzarbeit wiedersprechen. Natürlich gibt es aber einen Austausch mit Empfehlungen und Tipps. Ich gehe allerdings fest davon aus, dass jeder Spieler eigenverantwortlich richtig und gut handelt und sich privat im Rahmen des Möglichen für einen möglichen Neustart fit hält.
Aktuell sind im Kreis Minden-Lübbecke über 250 Corona-Infektionen gemeldet. Wie steht es um das Wohlbefinden der Spieler, sind alle gesund?
Soweit mir bekannt ist, geht es allen gut und keiner hat gesundheitliche Probleme. Gott sei Dank hat das Corona-Virus bisher um unser gesamtes Team einen Bogen gemacht! Persönlich gesehen habe ich zuletzt Peter Tatai, der in der Lübbecker Innenstadt unterwegs war und anschließend – natürlich mit ausreichendem Abstand – kurz in der Geschäftsstelle vorbeigeschaut hat. Auch mit Marvin Mundus habe ich gestern anlässlich seines Geburtstags telefoniert. Ihm geht es gut, wobei er etwas traurig war, nicht groß feiern zu können!
Im Gegensatz zum Spielbetrieb läuft der Geschäftsbetrieb weiter. Wie sieht das konkret aus, denn die Geschäftsstelle ist ja für den Publikumsverkehr geschlossen?
Das ist richtig, die Geschäftsstelle ist seit dem 18. März für den Publikumsverkehr geschlossen. Nach wie vor müssen die ganz alltäglichen administrativen Dinge aber erledigt werden. Zahlreiche Gespräche finden weiterhin statt. Die Geschäftsstelle ist da ein wichtiger Ort, da hier viele Unterlagen verfügbar sind. Darüber hinaus sind auch wir ein ganz normaler Wirtschaftsbetrieb, der niemals ganz herunter gefahren werden kann. Insbesondere die Buchhaltung, die sich auch mit unseren Lohn-und Gehaltsabrechnungen befasst, ist aktuell gut ausgelastet. Verbunden mit der Kurzarbeitsanzeige müssen entsprechend viele Dinge beachtet werden. Sicher ist aber, dass wir in dieser besonderen Situation nicht immer alle gleichzeitig in der Geschäftsstelle vor Ort sind. Wir wechseln uns ab, damit wir untereinander möglichst wenig persönlichen Kontakt haben. Dabei arbeiten wir aus dem Homeoffice und telefonieren untereinander sehr viel.
Wenn ich als Fan oder Sponsor ein Anliegen habe, wie kann ich wen in der Geschäftsstelle erreichen?
Am besten erreichen Sie uns per E-Mail. Entweder über die bekannten direkten Mailadressen oder die allgemeine gst@tus-n-luebbecke.de. Wir werden dort die Anfragen möglichst schnell beantworten. Aber bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu Ticketrückgaben oder Erstattungsmöglichkeiten aktuell noch keine Informationen herausgeben können. Aktuell ist geplant, dass die Liga zu Ende gespielt wird. Sollte das nicht der Fall sein, werden wir uns mit allen Personen, die Tickets und Dauerkarten erworben haben, in Verbindung setzen.
Viele Vereine kämpfen derzeit aufgrund der ausbleibenden Einnahmen ums Überleben. Wie bewerten Sie die Situation beim TuS N-Lübbecke?
Ernst! Erste Sponsoren haben ihre Verträge bereits gekündigt, was uns extrem schmerzt. Andererseits sind für mich diese Schritte in dieser ungewissen Situation aber nachvollziehbar. Immer ist jedoch deutlich geworden, wie schwer es fällt, die Unterstützung für den TuS zurückfahren zu müssen. Positiv stimmt mich, dass bereits auch Zusagen von Sponsoren gemacht wurden, das jeweilige Engagement zukünftig nicht zu kürzen. Dies sind Informationen, die in der jetzigen Situation sehr freuen und auch helfen!
In den kommenden Wochen und Monaten gilt es abzuwägen, was die bevorstehenden Veränderungen beim Unterstützerkreis des TuS N-Lübbecke für den Spielbetrieb bedeuten. Diese Auswirkungen sind im Augenblick noch nicht absehbar. Klar ist aber, dass wir mit der neuen Lage arbeiten müssen. Wie das dann genau aussehen wird, werden wir sehen. In dieser sich stets verändernden Situation ist mir u.a. Armin Gauselmann ein ganz wichtiger Ansprechpartner, den ich regelmäßig über aktuelle Veränderungen und Hintergründe informiere.
Da kommen schwere Wochen auf den TuS N-Lübbecke und Sie zu. Gibt es eine Möglichkeit, wie jeder Einzelne den TuS unterstützen kann?
Wie schon gesagt, haben trotz der schwierigen Lage Unternehmen aus unseren insgesamt etwa 200 Sponsoren umfassenden Unterstützerkreis auch für die Zukunft ihre Treue und Hilfe zugesichert. Das hilft! Aber auch jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten, speziell, wenn die Bundesligasaison wieder startet. Kaufen Sie Tickets, kommen Sie in die Merkur Arena und unterstützen Sie auf diese Weise nicht nur die Mannschaft sondern auch den ganzen Klub! Jedes Ticket ist für uns ein kleiner Beitrag, der dem TuS und dem Bundesliga-Handball weiterhilft sowie dem Handball-Sport im Altkreis Lübbecke eine hoffentlich weiterhin erfolgreiche Zukunft ermöglicht. Für die neue Saison hoffe ich, dass die Anzahl der Dauerkarteninhaber weiterhin hoch bleibt und wir auch darüber hinaus finanziell und emotional entsprechend Unterstützung bekommen werden.
Sie gucken schon in die neue Saison, doch die Alte ist bis jetzt ja noch nicht beendet. Gibt es schon eine Tendenz, wann und ob diese Saison in der 2. HBL weitergeht?
Nein, die gibt es noch nicht. Ich stehe nach wie vor in ganz engem Kontakt mit der Handball-Bundesliga und den anderen Geschäftsführer-Kollegen. Wir stimmen uns in Telefonkonferenzen regelmäßig ab, und tauschen unsere Erfahrungen aus. Das ist wichtig und hilft, die Situation besser einschätzen zu können. Natürlich sind wir auch an die politischen Vorgaben gebunden, die an erster Stelle stehen und die Grundlage unseres Handelns bestimmen. Meiner Meinung nach ist es absolut richtig, in diesen Zeiten den Sport zurückzustellen. Die Klärung der gesundheitlichen Probleme für unsere Gesellschaft hat oberste Priorität, anschließend können wir auch den Sport und alle weiteren Freizeitaktivitäten bei den Menschen wieder in den Fokus rücken.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie sehen Sie die Chancen, dass die Liga in den kommenden Wochen wieder ihren Betrieb aufnimmt und die Saison doch noch zu Ende gespielt wird?
Erst einmal finde ich es völlig richtig, dass so lange wie möglich versucht wird, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und alles daran gesetzt wird, dass die Saison doch noch zu Ende gespielt wird. Allerdings kann ich mir persönlich kaum vorstellen, dass es einen 34. Spieltag in der 2. Handball-Bundesliga der Saison 2019/20 geben wird. Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass wir in den kommenden Wochen noch einmal zum Ball greifen und die Spielzeit regulär beenden werden – so sehr ich mich auch darüber freuen würde.
Spiele mit einem tollen Publikum, wie wir es in der Merkur Arena haben, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt leider für ausgeschlossen. Ich hoffe, dass wir – und das meine ich auch sportartübergreifend – in der neuen Saison wieder einem geregelten Spielbetrieb mit Zuschauern nachgehen können, denn genau das ist es doch, was unsere und viele andere Sportarten ausmacht! Womöglich bleibt uns aber in der Zwischenzeit leider nichts anderes übrig, als uns an die tolle Leistung unserer Mannschaft und an die überragende Stimmung in der Merkur Arena bei unserem letzten Spiel gegen den VfL Gummersbach zu erinnern. Traurig aber wahr!
Vielen Dank für das Interview!
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