Es schmeckte dem Lübbecker Trainer überhaupt nicht, dass dem Gegner in den letzten 6 Minuten noch ein 4:0-Lauf gelungen war- vom 25:18 zum 25:22 zwischen der 54. und der 58. Spielminute. „Darüber spreche ich noch mal mit den Jungs“, machte Michael Haaß deutlich. Doch die unbändige und auch stolze Freude über den sehr verdienten 28:24-Derby-Sieg in der 2. DHB-Pokalrunde über GWD Minden trübte dies überhaupt nicht – bei Coach, Spielern, dem ganzen Stab und vor allem den Anhängern des TuS. Der TuS N-Lübbecke holte sich am Dienstagabend seinen vierten Pflichtspielsieg im vierten Spiel der noch jungen Saison. Das Momentum im Bruderkampf des Mühlenkreises liegt in diesem Spätsommer eindeutig bei den Rothemden, was sich in Derby-Sieg wie den 6:0 Zählern in der Liga widerspiegelt gegenüber 2:4 Punkten und Derby-Niederlage bei den Mindenern. Wobei auch der Gegner von der Weser viel beitrug für diesen spannenden und spielstarken Handballabend, zudem mit Fairness im Spiel und Fairness beim Umgang mit dem Resultat der Partie. Die Englische Woche schließt der TuS am Freitagabend, 22. September, 20.30 Uhr, ab, wenn zum Ligaspiel die Eulen Ludwigshafen in die MERKUR Arena einlaufen.
Den Sieg für den TuS mag man schon deshalb als verdient bezeichnen wollen, weil die Gastgeber den ganzen Abend stets in Führung lagen. Lediglich beim 1:1 (2. Minute) dank Sveinn Johannsson gelang GWD ein einziges Mal der Ausgleich. Beim 6:3 (11.) durch Tin Kontrec vom Kreis hatte der TuS erstmals mit drei Treffern in Front gelegen, nachdem Leon Grabenstein eine seiner insgesamt 11 Paraden gelungen war. Eine Augenweide für jeden Lübbecke-Fan auch der Tempogegenstoß, den Rutger ten Velde zum 8:5 nach 16 Minuten verwertete. Geschwächt wurde Minden nach 24 Minuten, als es „glatt Rot“ gegen Bjarni Valdimarsson gegeben hatte. „Das hat uns später manches an taktischen Möglichkeiten genommen“, wird GWD-Trainer Adalsteinn Eyjolfsson später sagen. Von 11:9 auf 14:9 baute der TuS in dieser Phase seinen Vorsprung aus. Jó Gerrit Genz, Fynn Hangstein per Siebener und Tin Kontrec vom Kreis – schulmäßig von den Kameraden freigespielt – waren die Torewerfer.
Was auch im weiteren Verlauf der Partie, also nach dem Seitenwechsel, einmal mehr erfreulich auffiel, das war die Ruhe, Geduld, Abgeklärtheit, mit denen der TuS die allermeisten Angriffe anging. Die Souveränität, die vor allem Neuzugang Fynn Hangstein ausstrahlt, überträgt sich gut auf die Männer neben ihm. Fehler passierten den Hausherren gewiss auch, den Mindenern aber der ein oder andere unerklärliche Pass ins Aus mehr… Da zudem auch Leon Grabenstein erneut lieferte, es waren 11 Paraden gegenüber 8 beim Torwart-Duo von GWD und zweitens noch Holztreffer – also Pech – bei den Weserstädtern dazukamen, bog die Partie für Lübbecke sehr gut auf die Zielgeraden ein. „Das ist es“ dachten alle, als Sven Weßeling zum 25:18 (54.) getroffen hatte. Noch 6 Minuten und 7 Tore vor. Wirklich gefährdet war der TuS-Erfolg aber auch nach dem 25:22 (58.) nicht mehr, die offene Manndeckung von GWD schaffte den Raum, den Fynn Hangstein zum 26:22 (59.) nutzte. Mit Luca Mrakovcics 28:24, als der Ball so gerade eben über die Mindener Torlinie kullerte, war der Torreigen beendet. Der Rest dann ein Jubelmeer in Rot!
Sven Weßeling, TuS-Rückraum-Ass, strahlte wie alle im hiesigen Lager hernach. „Erstmals habe ich dieses Derby gespielt! Es war für uns alle eine Mega-Geschichte heute. Der Dank gilt unseren Fans für diese schier unglaubliche Stimmung!“ Es mache ihm sehr viel Spaß, „wenn ich der Mannschaft mit Toren helfen kann“. Im Übrigen freue ihn dies alles so sehr, „nachdem ich letztes Jahr ja bekanntlich so lange verletzt gewesen bin“.
Rolf Hermann, Sportlicher Leiter beim TuS, erklärte, dieser Abend sei „ein echter Knaller“ gewesen. Er sei normal eher nicht so der emotionale Typ. „Aber diese tolle Kulisse war unglaublich klasse. Ich freue mich mächtig darüber“. Was das rein Sportliche betreffe, so sei nur ganz wenig an der Leistung des TuS auszusetzen. „Vielleicht, dass uns Mindens Darmoul mit seinen 11 Treffern Probleme beschert hat.“ Davon abgesehen jedoch, sei alles bestens gewesen. Der TuS dürfe „stolz auf diesen Derby-Erfolg“ sein. Nun gelte es, am Freitagabend auch den dritten Aufschlag der Englischen Woche positiv hinzubekommen.
Stimmen zum Spiel:
Michael Haaß (TuS N-Lübbecke): „Ich bin sehr zufrieden mit dem Auftreten der Jungs. Unsere Anhänger haben uns super getragen, Danke dafür! Darüber hinaus lässt sich festhalten: Es war zu spüren, dass beide Teams richtig Bock auf dieses Derby hatten. Wir kommen gut rein in die Partie und dann bekommst Du rasch ein gutes Gefühl. Das Resultat von heute Abend verschafft uns weiteren Rückenwind für den Freitagabend gegen Ludwigshafen!“
Adalsteinn Eyjolfsson (GWD Minden): „Der TuS hat verdient gewonnen. Wir sind – von Darmoul abgesehen – vorn zu selten in die Tiefe gekommen. Von Beginn an war der Gegner konsequenter im Abschluss, agierte in manchen Szenen auch cleverer. Wir haben uns Chancen erarbeitet, diese aber nicht oft genug genutzt. Aufgrund von zu vielen Einzelaktionen ging uns der Spielfluss zu oft verloren. Ich mache meiner Mannschaft insgesamt aber keine Vorwürfe.“
Statistik
TuS N-Lübbecke: Katsigiannis, Grabenstein (11 P.); Genz (4), ten Velde (2), Günther, Hangstein (9/3), Petreikis, Kontrec (3), Mrakovcic (1), Weßeling (3), Nissen (2), Kloor, Süsser, Wieling (4).
GWD Minden: Semisch (5 P.), Shamir (3 P.); Valdimarsson (1), Kranzmann (2/1), Franz, Korte, Johannsson (4), Eles, Radovic (3), Stoyke, Staar (1), Sebetic, Bitsch (1), Klesniks, Urban (1), Darmoul (11/1).
Siebenmeter: 3/3 – 2/3 – Kranzmann vorbei
Zweiminuten: Nissen (13.), Süsser (58.), ten Velde (58.) – Johannsson (14. + 17.), Klesniks (22. + 26.), Sebetic (33. + 35.), Urbabn (38.)
Disqualifikation: Valdimarsson (25.)
Schiedsrichter: Julian Fedtke und Niels Wienrich
Zuschauer: 1.990 Zuschauer