„Feile“ mit Nerven wie Drahtseil: Siebener bringt TuS-Teilerfolg in Dessau – 24:24

Wer selbst einmal Mannschaftssport getrieben hat oder treibt, mag es schon mal erlebt haben: Siebenmeter in der Schlusssekunde. Einer allein für alle – Hopp oder Top!? „Feile“ Jens Bechtloff hat am frühen Sonntagabend in Dessau den Strafwurf für den TuS N-Lübbecke in die Maschen gesetzt! Wenigstens das Unentschieden erreicht. Lob für Bechtloff, für das Verantwortungsbewusstsein – Lob für den TuS insgesamt für diese Moral in einer äußerst dramatischen Schlussphase. Aber auch diese Sichtweise gilt: Zur Halbzeit führten die Lübbecker 15:12, da glaubte man schon an den Auswärtssieg… Bestnoten gab es beim TuS zuvorderst für Torwart Joel Birlehm und Dener Jaanimaa (acht Treffer). Wobei aber auch Dessau-Keeper Philip Ambrosius einen starken Tag erwischt hatte. Die vor dem TuS postieren Teams in der Tabelle haben am Sonntag alle gewonnen. Nettelstedt ist Fünfter mit 17:9 Punkten und nun vier Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Coburg.

 

Zum Spielverlauf: Der TuS hatte Anwurf und nach 44 Sekunden traf Dener Jaanimaa gleich zum ersten Mal, das 0:1. Zum 1:1 traf Dessaus Pavlicek (2. Minute). Das 1:2 (3.) gelang Luka Rakovic. Die erste Parade von Joel Birlehm hatte das 1:3 für den TuS zur Folge, ehe die Gastgeber beim 3:3 (6.) wieder egalisierten. Das 3:4 und 3:5 (Lukasz Gierak) folgten bis zur 7. Spielminute. Im weiteren Verlauf lag der TuS N-Lübbecke zunächst mit einem oder zwei Treffern in Front.

Nicht selten zeichneten sich beide Torwarte aus, Philip Ambrosius bei den Hausherren, Joel Birlehm beim Gast aus Ostwestfalen. Der TuS hatte aber auch Pech, so mit einem Lattenknaller nach 14 Minuten. Erstmals nach dem 3:3 (6.) hatte Dessau-Roßlau beim 9:9 (20.) wieder den Ausgleich geschafft. In der 22. Minute musste Jó Gerrit Genz eine Zeitstrafe hinnehmen, worauf je zwei Paraden bei Ambrosius und bei Birlehm folgten. Verschnaufen, aber auch konzentriertes Zuhören war für die TuS-Spieler angesagt, als Aaron Ziercke sich nach 23:33 Minuten für eine Auszeit entschied.

Die verbliebene Zeit bis zur Halbzeitpause entschieden die TuS-Jungs dann mit 6:3 für sich. Nach Dessaus Ausgleich zum 11:11 nach 25 Minuten bauten die Lübbecker die Führung aus bis zum 12:15 nach 30 Minuten. Zwei Joel-Birlehm-Paraden waren bis dahin auch noch zu notieren, so in der Schlusssekunde gegen Pfeiffer!

In der Pausenstatistik lag Dessau-Roßlau bei 3:0 Tempo-Gegenstoßtoren vorn, aber mit 8:6 auch bei den technischen Fehlern. 40 % zu 50 % erfolgreiche Angriffe zu Gunsten des TuS waren es, bei den gehaltenen Bällen war Nettelstedt mit 47,8:37,5 im Vorteil. Gut beim TuS in Form bis dato Dener Jaanimaa, auch Lukasz Gierak agierte ordentlich. Pavlicek bei Dessau zeigte sich als besonders gefährlich, der allein in den ersten 30 Minuten neunmal – aus zwölf Versuchen – ins TuS-Netz traf.

Zum zweiten Durchgang hatte Dessau Anwurf und beim 18:18 (40.) erstmals nach dem 11:11 (25.) wieder für den Ausgleich sorgen können. Die Dessauer waren zurück in der Partie, auch weil der TuS neben einer Vielzahl gelungener Aktionen manche Fehlwürfe und technische Fehler zu beklagen hatte. Nach 41 Minuten traf Zahradnicek nur den Pfosten, eine Parade Ambrosius‘ machte eine TuS-Treffer unmöglich und Dessaus Schmidt musste für zwei Minuten auf die Bank. Torwartparaden auf beiden Seiten waren zu bewundern und nach einem Lübbecker Wurf neben das Tor, schaffte Dessau beim 19:18 (44.) erstmals überhaupt an diesem Abend eine Tore-Führung!
Nun wogte das Match erst recht hin und her, zweimal gelang dem TuS der Vorsprung (21:22 nach 51 Minuten und 22:23 nach 56), doch auch die Hausherren lagen oft mit einem Treffer vorn.

In der 55. Minute gelang Marko Bagaric ein schöner Block gegen Mlotek, bei 54:46 Minuten gab es noch eine Auszeit des TuS N-Lübbecke. Coach Aaron Zierke ordnete die Dinge neu. Der erwähnte 22:23-Treffer (56. Minute) war Dener Jaanimaas Angelegenheit, worauf Dessau (Mlotek) den Ex-Melsunger in Lübbecker Reihen kurz deckte. In der 57. Minute musste Jó Gerrit auf TuS-Seite die Strafbank aufsuchen und den fälligen Siebenmeter verwandelte Zahradnicek zum 23:23. Der TuS – mit zusätzlichem Feldspieler – scheiterte beim nächsten Angriff, gar das 24:23 (59.) für
Dessau war die Folge.

Nach einem weiteren Nettelstedter Fehlwurf gab es 17 Sekunden vor Schluss wieder einen Siebener für die Gastgeber. Ist der drin, wär’s das gewesen für Lübbecke. Aber Peter Tatai wehrte gegen Zahradnicek ab. Bei 59:49 Minuten „spielte“ Aaron Ziercke „Grün“! Also wieder Auszeit des TuS! Dann traf Hanisch drei Sekunden vor Schluss Jaanimaa im Gesicht: Zwei Minuten! Bei 59:59 Minuten erhielten die TuS-Jungs Siebenmeter nach Foul an Peter Strosack! „Ich habe den Werfer nicht bestimmt. >Feile< hat sich von allen am besten gefühlt“, erzählte Coach Aaron Ziercke hinterher. „Feile“ Jens Bechtloff verwandelte den Ball zum 24:24! Pure Freude bei Nettelstedt bei Spielende, mit dem Abstand einiger Augenblicke war aber auch die Erkenntnis bei allen klar, dass in Dessau – zumal nach der deutlichen Pausenführung – weit mehr hätte drin sein müssen.  

Stimme zum Spiel:

Aaron Ziercke (TuS N-Lübbecke): „Klar, wenn Du mit dem allerletzten Wurf noch einen Punkt hier mitnimmst, bist Du zunächst einmal froh und glücklich. Insgesamt betrachtet bin ich aber überhaupt nicht zufrieden. Mehr noch: Ich ärgere mich maßlos! Wir bringen durch viele Fehler den Gegner wieder ins Spiel zurück. Pavlicek zum Beispiel, der macht neun Tore in den ersten 30 Minuten, aber keinen Treffer aus seiner angestammten Position, sondern bei Tempogegenstößen oder dank schneller Mitte. In der zweiten Halbzeit gehen wir dann wieder viel zu oft in 1:1-Situationen und leisten uns zu viele unvorbereitete Würfe. Noch einmal aber auch dies: So einen Siebenmeter in der Schlusssekunde musst Du erst einmal verwandeln. Und darüber freue ich mich natürlich wirklich – trotz allem.“

 

Statistik:

Dessau-Roßlauer HV: Ambrosius, Plaue; Hanisch (2), Hanner, Jungemann (2), Mlotek (2), Pavlicek (9), Pfeiffer, Remke, Scheithauer, Schmidt (1), Wasielewski (4), Zahradnicek (3/2), Zele (1), Zimmermann.

TuS N-Lübbecke: Birlehm, Tatai; Genz (2), Walczak (2), Bechtloff (1/1), Gierak (3), Bagaric, Strosack (1), Rakovic (4), Spohn (3), Jaanimaa (8), Schade, Speckmann, Hövels.

Siebenmeter: 4/2 – 2/1

Zeitstrafen: 12:6 Minuten

Schiedsrichter: Tolga Karamuk / Nikos Seliger

Zuschauer: 1.300 in der Anhalt-Arena in Dessau-Roßlau

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