Ein Statement Richtung Handball-Deutschland: 35:27 über den VfL Gummersbach

Das waren Handballgrüße aus Nettelstedt-Lübbecke! Es war ein Statement in Richtung dieser Liga, ein Statement an ganz Handball-Deutschland, denn am Freitagabend ging es in der Merkur Arena um ganz wichtige Punkte im Kampf um die Rückkehr in die 1. Liga. Mit dem 35:27 (17:11) über den VfL Gummersbach haben die Kurtagic-Schützlinge zweierlei erreicht. Sie haben – weiterhin auf Rang 2 stehend, da Hamburg heute ebenfalls gewann – erstens einen schönen Abstand auf den VfL geschaffen (schon drei Pluspunkte mehr) und haben den Direktvergleich unter Hinzunahme des Hinspiels (heute 35:27, damals 24:27) jetzt für sich entschieden, was dann entscheidend wird, falls beide Teams nach dem letzten Spieltag punktgleich sein sollten. Es war nahezu ein Start-Ziel-Sieg, nach dem 8:7 (17. Minute) ging die Post ab! Die Lübbecker gewannen noch klarer und verdienter als es das Endresultat auszudrücken vermag. Denn 35:23 stand es für Nettelstedt in der 58. Minute. Nächste Partie für die Jungs vom Wiehen: Kommenden Freitag beim Wilhelmshavener HV.

 

Zum Spielverlauf in den ersten 30 Minuten lässt sich sagen, dass zunächst und sehr bald alle den Atem anhielten. Mitgenommen, nein mehr noch: einige Zeit regungslos am Boden lag nämlich nach einer Angriffsaktion, 90 Sekunden gespielt, VfL-Kapitän Timm Schneider. Als der Ex-Melsunger sich wieder aufrappelte, spürte man die Erleichterung auf allen Seiten. Später wirkte Schneider auch erneut mit im Match. Die Rote Karte allerdings kassierte dabei Lübbeckes Dominik Ebner. Die Oberbergischen führten nach 5 Minuten mit 2:0. Aber schon binnen weiterer 13 (!) Sekunden stand’s 2:2 dank des ersten Treffers von Florian Baumgärtner und mit dem Tempogegenstoß von Tom Skroblien.

Nach dem 8:7 legten die Lübbecker einen 3:0-Lauf bis zum 11:7 (19. Minute) hin. Beim Halbzeitstand von 17:11 war ein Trend für diesen Abend längst erkennbar. Aus der Statistik: Nach 30 Minuten lag der TuS bei den Tempogegenstößen mit 4:0 vorn und den 2 technischen Fehlern bei Lübbecke standen 7 von Gummersbach gegenüber.

Die Geschichte der zweiten Spielhälfte ist schnell erzählt, weil die Gäste für einen Sieg auch weiterhin nicht in Frage kamen. Sie versuchten etwas – durchaus. Die Offensive agierte weit offensiver, zeitweise mit einer 4:2-Variante. Doch auch hier hatte der TuS Antworten parat, auch weil mit Benas Petreikis ein Mittelmann der Extraklasse nach 36 Spielminuten ausgeruht von der Bank hinzukam. Viele sehenswerte Tore für die „Rothemden“ folgten, auch wenn kämpferisch der VfL 60 Minuten lang ebenfalls ackerte. Aber eben mit ganz wenig Erfolg. Erstmals mit 10 Toren in Front lag Nettelstedt beim 31:21 nach 53 Minuten, Torschütze der Ex-Gummersbacher Florian Baumgärtner. Als der Gast vom 35:23 (58.) bis zum 35:27-Endstand (60.) noch Ergebniskosmetik betrieb, war neben dem TuS-Sieg auch der gewonnene Direktvergleich schon längst nicht mehr zu kippen.

Einen guten Tipp hatte der beste TuS-Werfer des Abends Linksaußen Tom Skroblien (9/4): „Lassen Sie uns zum Interview in den Kabinengang gehen, da ist es nicht so laut…“ Der Ex-Essener war natürlich unendlich glücklich und strahlte: „Heute war besonders klar erkennbar, wie gut wir in den letzten 10 Monaten gearbeitet haben und auch, wie klasse uns der Coach auf diese wichtige Partie vorbereitet hat! Wir konnten eine geile Abwehr stellen und sind vor allem in der 1. Hälfte erfolgreiche Tempogegenstöße gelaufen. Das wir auch noch den Direktvergleich gegenüber Gummersbach jetzt für uns haben, setzte allem die Krone auf. Und doch: viermal 60 schwere Minuten haben wir immer noch vor uns.“

Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann lobte die Einstellung der Jungs. „Selten habe ich eine Mannschaft gesehen, die alles so auf den Punkt gespielt hat. Die Abwehrarbeit war ausgezeichnet, das Umschaltspiel bestens. Wir gingen extrem schnell voran, wenn es geboten war, brachten aber auch immer wieder Ruhe hinein.“ Die TuS-Mannschaft sei äußerst präsent gewesen und habe sich binnen kurzem auch beim Gegner „den nötigen Respekt verschafft“.

 

Stimmen zum Spiel:

Emir Kurtagic (TuS N-Lübbecke): „Ich darf meinen Spielern ein Riesenkompliment aussprechen. Körperlich wie psychisch haben sie das heute Abend sehr gut gemacht. Und das, obwohl doch einiges auf dem Spiel gestanden hat. Auf diese Reife der Mannschaft dürfen wir stolz sein. Wir hatten uns auch bestens vorbereitet und nun dürfen wir auch genießen. Noch liegen aber vier Wochen Saison vor uns.“

Gudjon Valur Sigurdsson (VfL Gummersbach): „Nettelstedt hat – auch in dieser Höhe – verdient gewonnen. Heute haben wir nicht viel zusammenbekommen, ganz im Gegensatz zu vielen Partien in den Wochen zuvor. Wir wussten, können wir diese Leistungen erneut abrufen, haben wir hier in Lübbecke eine Siegchance. Unsere Spieler kritisiere ich nicht. Vielleicht hat eher das Trainerteam nicht ausreichend genug die Jungs vorbereitet. Torhüter und Abwehr beim TuS spielten besonders gut. Bis zum 8:7 war das okay mit uns, aber danach waren wir einfach nicht mehr gefährlich genug.“

 

Statistik

TuS N-Lübbecke:Rezar (12 P.), Gercar; Becvar (3), Heiny (3), Baumgärter (7) Ebner, Petreikis (3), Bagaric, Strosack (4), Mundus, Dräger (1), Spohn (5), Nissen, Speckmann, Petrovsky, Skroblien (9/4)

VfL Gummersbach:Puhle (4 P.), Valerio (4P.); Schröter, Fanger, Vidarsson, Köster (2), Blohme (9); Kontrec, Hermann (2), Schneider (2), Herzig (2), Meinhatdt, Kiesler, Haller, Stüber (2), Bozovic (8/3)

Siebenmeter: 4/4 – 3/3

Zeitstrafen: 3:2 Ebner(2.), Bagaric (15.), Petrovsky (44.) – Vidarsson (18.), Kontrec (43.)

Disqualifikation: Ebner (2.)

Schiedsrichter:Fabian Baumgart und Sascha Wild

Zuschauer: – in der Merkur Arena

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