Eine (taktische) Abwehrumstellung nach 34 Spielminuten brachte viel für den TuS Nettelstedt-Lübbecke, denn aus dem 16:18-Rückstand schraubten sich die Przybecki-Schützlinge zum 21:18 empor – binnen 7 Minuten. Was beide Trainer nach der Partie als „5:1-Deckung“ titulierten, wirkte häppchenweise immer wieder auch als 4:2- oder gar 3:3-Variante. Als wenig später gar ein 25:20 (44.) für die Gastgeber auf der Anzeigetafel prangte, war dies aber lang noch nicht die Entscheidung. Bis zur Schlusssekunde blieb es äußerst spannend für den TuS im Westfalen-Derby gegen den ASV Hamm. Die Gäste hatten immer noch Antworten parat, Stichwort „7 gegen 6“ im Angriffsspiel! Dies aber, ohne nun nochmals zu einem Ausgleichstreffer zu kommen. Es war ein Sieg für die Jungs vom Wiehen – der zweite hintereinander sogar schon, der mehr erkämpft als erspielt wurde, doch verdient war der Match-Ausgang zugunsten Lübbeckes allemal.
Von den Abstiegsrängen haben sich die Genz und Co. mit diesem doppelten Punktgewinn entfernt, sie haben Hagen auf den 17. Rang sozusagen zurückverwiesen. Vom 16. Platz sogar auf den 15. noch zu springen, kann am Sonntag passieren, falls der TUSEM Essen zuhause gegen die Eulen Ludwigshafen verlieren sollte. Die bessere Tordifferenz hat N-Lübbecke schon jetzt. Noch zweimal haben die Nettelstedter im laufenden Kalenderjahr anzutreten. Beide Partien werden jeweils um 19.30 Uhr angepfiffen, und zwar am Montag, 23. Dezember, bei der HSG Nordhorn-Lingen, und am Freitag, 27. Dezember, in der heimischen MERKUR Arena zum „4-Punkte-Spiel“ gegen den VfL Eintracht Hagen.
Vom 1:0 abgesehen, Yannick Dräger vom Kreis, lagen die Lübbecker in der 1. Spielhälfte nie in Führung. Und vor allem das Überzahlspiel wurde zu einem echten Problem. Häufig waren die Gäste in der Vorhand, hatten sich beim 10:13 (25.) sogar einen mehr als respektablen Vorsprung geschafft. Ein Fehlwurf und ein technischer Fehler waren auf TuS-Seite zu notieren gewesen. Lutz Heiny, Falk Kolodziej (Siebenmeter) und Yannick Dräger (vom Kreis) egalisierten bis zum 13:13. Mit starkem Tordrang schloss Lutz Heiny (28.) zum 14:14-Pausenstand ab.
Über den Verlauf nach dem Seitenwechsel ist im Vorspann schon geschrieben worden. Beim 5:0-Lauf der Hausherren (vom 16:18 zum 21:18) trugen sich Jó Gerrit Genz (Aufsetzer), Alexander Schulze ins leere Tor (nach Ballgewinn-Dräger), Lutz Heiny (ins lange Eck) und zweimal Tim Wieling in die Torschützenliste ein. Auch wenn der ASV wieder in die Partie zurückfand, erzielte der TuS auch danach eine Reihe ganz wichtiger Treffer. Trotz zwei Toren vorn und bei TuS-Ballbesitz wurde 45 Sekunden vor dem Ende der Ball nochmals vertändelt. Hamm verkürzte auf 30:29. Doch mit der Schlusssekunde verwertete Alexander Schulze gegen seinen früheren Klub zum 31:29-Endstand für den TuS.
TuS N-Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann freute sich, weil es endlich einmal gelungen sei, „nach dem ersten Stepp mit unserem Sieg letzten Sonntag in Dessau auch den zweiten Stepp zu schaffen“. Dabei blieben die zwei weiteren Partien bis zur Januar-Pause „weiterhin schwer genug – in Nordhorn und dann vor allem zuhause noch gegen Hagen“. Es sei zwar völlig in Ordnung, „uns an diesem Wochenende über diesen Erfolg im Hamm-Spiel erst einmal sehr zu freuen“. Aber erste Bürgerpflicht ab Montag sei dann wieder, „die Ruhe zu behalten“. Und außerdem? „Lutz Heiny hat funktioniert heute“, war Rolf Hermann diese Einzelkritik noch wichtig.
Stimmen zum Spiel:
Piotr Przybecki (TuS N-Lübbecke): „Du kommst nicht so einfach aus so einem Loch wieder heraus – wie nach unserer jüngsten Heimniederlage gegen Großwallstadt. Unser Überzahlspiel in der 1. Halbzeit war nicht gut. Mit der Abwehrumstellung ziehen wir davon, aber der Gegner wehrt sich mit der „7 gegen 6“-Variante im Angriff… Letztlich haben meine Spieler aber viel Lust und Leidenschaft entwickelt, Leistung gebracht. Schön auch, dass die kampfbetonte Partie immer fair geblieben ist.“
Michael Hegemann (ASV Hamm-Westfalen): „Wir haben ein Spiel gesehen, in das beide Teams alles investiert haben. Das Publikum durfte eine Auseinandersetzung mit vielen Zweikämpfen erleben. Da war vieles dabei, was den Handball ausmacht. Leider haben wir es versäumt, mit einem guten Vorsprung in die Halbzeitpause zu gehen. Zum Schluss hätten wir mal wieder ein Unentschieden gebraucht. Die Zeitstrafe gegen mich 15 Sekunden vor Schluss – so etwas darf mir einfach nicht passieren!“
Statistik:
TuS N-Lübbecke: Zecher (3 P.), Grabenstein (6 P.); Genz (4), Heiny (5), Hörr, Ebner, Petreikis (1), Schulze (5), Dräger (4), Kontrec, Kolodziej (3/2), Weßeling (1), Blazicko, Kloor, Süsser (2), Wieling (6).
ASV Hamm-Westfalen: Hertlein (4/1 P.), Katsigiannis (6 P.): Huesmann (1), Voeing, Meyer-Siebert (6), Böttcher (3), Machner (4), Hüter (4), Mühlhauser, Haunold (1), Bornemann (6), Körber, Stüber (4).
Siebenmeter: 2/3 Kolodziej – 0/1 Machner.
Zeitstrafen: Kontrec (4.), Dräger (50.) – Meyer-Siebert (7., 35. & 57.), Hüter (11.), Haunold (14.), Hegemann (60.)
Rote Karte: Meyer-Siebert (57.) nach 3x 2 Min..
Schiedsrichter: Frederic Linker & Sascha Schmidt; Recklinghausen & Bochum.
Zuschauer: 1.441 in der MERKUR-Arena